Verdauung

Schlundverstopfung

Veröffentlicht am 31.07.2023
Die Speiseröhre oder Schlund des Pferdes ist ca. 1 Meter lang und führt vom Kehlkopf zum Magen. Das eingespeichelte Futter gleitet im Normalfall, unterstützt durch die Muskulatur der Speiseröhre, problemlos den langen Weg entlang. Zahnprobleme, die Fütterung von schlecht eingeweichten Heucobs, zu große Kraftfuttermengen und hektisches Fressen können jedoch zu Verstopfungen der Speiseröhre führen. Diese können lebensgefährlich sein und sind daher immer ein tierärztlicher Notfall.
Symptome Symptome: Wie erkennt man eine Schlundverstopfung beim Pferd?

Bei einer Schlundverstopfung setzen sich Futterbrocken in der Speiseröhre des Pferdes fest. Meist geschieht das im oberen Teil der Speiseröhre oder im unteren Teil, direkt von dem Magen. Der Speisebrei wird im Maul des Pferdes stark mit Speichel versetzt und sollte problemlos durch den Schlund gleiten. Jedoch braucht es eine Menge von ca. 50-70g Futtermittel, um den Magen zu öffnen, sodass das Futter dort hineingelangen kann. Es kann also passieren, dass Futtermittel eine kurze Weile vor dem Magen liegen bleiben. Handelt es sich dabei um stark quellfähige Futtermittel, können diese in der Speiseröhre beginnen aufzuquellen und verändern sich zu einer undurchdringbaren, festen Barriere. Andere Futtermittel, wie zum Beispiel schlecht gekaute Möhren oder Apfelstücke könnten sich auch in der Speiseröhre verkanten und Verletzungen produzieren. Wenn die Speiseröhre verstopft ist, kann kein Futterbrei aber auch kein Speichel die Verstopfung passieren. Dieser Zustand ist für das Pferd sehr unangenehm. Die Muskulatur der Speiseröhre zieht sich krampfhaft zusammen und das Pferd nimmt häufig kurzzeitig eine seltsame Halsposition ein, in der es sich komplett aufrichtet und dann Hals und Kopf in Richtung nach oben-hinten zieht. Dies wird auch als „Schwanenhaltung“ bezeichnet. Gleichzeitig schwillt das Schleimhautgewebe der Speiseröhre rund um die Verstopfung an. Das erschwert die Passage der Futtermittel noch weiter. Frisst das Pferd weiter, sammeln sich immer mehr Futtermittel in der Speiseröhre an, die die Barriere immer weiter vergrößern und verstärken. Ist der Schlund jedoch weiterhin verstopft, wird dieser Futterbrei über die Nase wieder ausgeschieden. Spätestens dann kann eine Schlundverstopfung lebensgefährlich werden, denn durch die Anatomie des Pferdekopfes kann es passieren, dass das Pferd nun den Futterbrei einatmet. Daraus kann eine sogenannte Aspirationspneumonie entstehen, also eine schwere Lungenentzündung aufgrund des Futterbreis in der Lunge.

Ursachen Speiseröhre des Pferdes: Wie entsteht eine Schlundverstopfung?

Die Ursachen einer Schlundverstopfung können vielfältig sein. Sicher ist – es ist immer Futter mit im Spiel. Der häufigste Auslöser sind nichtaufgequollene Heucobs, Luzernecobs oder Maiscobs. Entweder, weil sie fälschlicherweise trocken gefüttert wurden oder weil sie nicht ausreichend aufgequollen sind und im Schlund nachquellen. Auch andere Futtermittel wie größere Mengen Leckerchen (zum Beispiel beim Clickertraining), trockenes Mash, ungequollener Flohsamen, größere Mengen an Leinsamen oder sehr große Mengen an Pellets könnten in der Speiseröhre aufquellen oder nachquellen und sollten daher immer vor der Fütterung angefeuchtet werden. Leiden Pferde unter Zahnproblemen, kann es passieren, dass sie auch Heu und andere Futtermittel schlicht nicht ausreichend kauen und einspeicheln, sondern direkt abschlucken. So kann auch ein Heubolus im Schlund stecken bleiben. Ähnliches kann geschehen, wenn Pferde sehr hektisch größere Mengen Heuhäksel mit einer Faserlänge von weniger als 4,5cm aufnehmen. Diese werden zumeist nicht ausreichend gekaut und eingespeichelt. Haben Pferde keine Zahnprobleme, können Schlundverstopfungen durch klein geschnittene Äpfel- und Möhrenstückchen ausgelöst werden. Wenn die Stücke zu klein sind, kaut das Pferd sie nicht mehr, sondern schluckt sie einfach herunter. Das kann dazu führen, dass sie sich kurz vor dem Magen in der Speiseröhre verkanten. Zu guter Letzt ist auch Futterneid und hastiges Fressen von Kraftfutter ein Auslöser für eine Schlundverstopfung. Die Pferde schlingen das Getreide in großer Geschwindigkeit in sich hinein, statt zu kauen und das Futter in aller Ruhe einzuspeicheln.

Behandlung Behandlung: Was tun bei einer Schlundverstopfung beim Pferd?

Die Diagnostik einer Schlundverstopfung ist relativ einfach, da dem Pferd oft Speichel oder Futterbrei aus Maul und Nase kommt. Hier ist nun Eile geboten, denn es wird tierärztliche Hilfe benötigt. Gelegentlich muss die Schlundverstopfung mithilfe eines Gastroskops oder einer Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel angeschaut werden. Nachdem die Schlundverstopfung erkannt wurde, versucht der Tierarzt durch Massagen, durch den Einsatz eines Gastroskops oder einer Nasen-Schlund-Sonde die Barriere aufzulösen oder zu durchstoßen, sodass sie sich eventuell mit der Spülung mit Flüssigkeit auflösen kann und das Pferd die Futtermittel in den Magen transportieren kann. Dabei ist große Vorsicht geboten, denn die Speiseröhre darf nicht verletzt werden. Viele Schlundverstopfungen liegen jedoch bereits im Rumpf und sind von außen nicht mehr sichtbar. Bis der Tierarzt vor Ort ist, sollte das Pferd kein weiteres Futter oder Wasser aufnehmen.

Fütterungsempfehlung Richtig füttern, um Schlundverstopfungen zu vermeiden

Zur Vermeidung einer Schlundverstopfung müssen Heucobs, Luzernecobs und Maiscobs immer entsprechend der Anleitung zubereitet werden. Es sollten sich keine harten Cobs mehr im Futterbrei befinden. Mash und Flohsamen / Flohsamenschalen müssen immer nass gefüttert werden. Sofern das Pferd keine Zahnprobleme hat, können Äpfel und Möhren so gefüttert werden, dass das Pferd sie kauen muss. Sehr hektische Fresser sollten viele kleine Portionen an Kraftfutter erhalten. Zudem sollten sie zum Fressen ihrer Kraftfutterration ausreichend Ruhe haben und nicht durch andere Pferde gestört werden. Eventuell macht die Installation eines Sichtschutzes um den Trog Sinn. Wenn das Pferd große Mengen Pellets erhält (>500g pro Mahlzeit) ist es sinnvoll, diese zumindest anzufeuchten.