Bewegungsapparat

Schwachstelle Pferderücken - Kissing Spines

Der Begriff „Kissing Spines“ bedeutet, dass sich die Dornfortsätze der Pferdewirbelsäule berühren und aneinander reiben. Kissing Spines gehört neben der Ataxie zu einer der gefürchtetsten Erkrankungen des Pferderückens. Nicht immer sind Kissing Spines heilbar. Im besten Falle kann es nach entsprechender Therapie ein gesundes Pferdeleben führen und auch geritten werden. Es gibt jedoch auch sehr schwere Fälle, bei denen das Pferd weder reitbar noch jemals schmerzfrei sein wird.
Herkunft Was bedeuten Kissing Spines für mein Pferd

Bei Kissing Spines oder auch das thorakolumbale interspinale Syndrom kommt es zu Wirbelengständen und damit sich berührenden Dornfortsätzen. Diese reiben aneinander und sorgen in erster Instanz für eine Knochenhautreizung. Langsam aber sicher werden die Wirbel durch die fortwährende Reizung enger zusammen kommen, was zu einer Knochenzubildung führt. Es kann passieren, dass sie zusammenwachsen. Je weiter dieser Prozess fortschreitet, desto stärker werden die permanenten Schmerzen für das Pferd. In vielen Fällen kann es zu Zystenbildung an den Dornfortsätzen sowie Veränderungen der Ansatzstellen von Sehnen und Bändern kommen. Meist sind die eher beweglichen Teile des Rückens betroffen. Also die Bereiche ab dem neunten oder zehnten Brustwirbel bis zum dritten oder vierten Lendenwirbel. Pferde mit Kissing Spines sind erst einmal nicht reitbar. Je nach Ausprägung des Befundes, kann gezieltes Aufbautraining helfen, sie schmerzfrei zu halten. Im besten Falle werden sie zumindest freizeitmäßig reitbar. Ein Pferd mit Kissing Spines benötigt aber über die Dauer seines Lebens Aufbautraining und Physiotherapie, um diesen Zustand der Schmerzfreiheit zu erhalten.

Symptome Symptome des Pferdes bei Kissing Spines

Kissing Spines treten meist nach Abschluss des Wachstums in Erscheinung. In seltenen Fällen sind Jungpferde betroffen. Die Pferde entwickeln sich im Training nicht und werden panisch oder sehr wehrig. Häufig kommt es zu schweren Reitunfällen, da Pferde auf stechende Schmerzen im Rücken mit Bocken, Steigen und unkontrolliertem Durchgehen quittieren. Viele Pferde magern ab. Meistens verlieren sie im Laufe der Erkrankung jeglichen Vorwärtsdrang. Sie vermeiden eine Dehnungshaltung und tragen den Kopf hoch. Das Genick ist fest. Oftmals entwickeln sie parallele Erkrankungen am Fesselträger sowie am Magen. Der Schweif steht häufig dauerhaft zu einer Seite. In schweren Fällen vermeiden sie es sogar, sich zum Schlafen hinzulegen, da vor allem das Ablegen und das Aufstehen große Schmerzen verursacht. Pferde mit Kissing Spines zeigen große Verspannungen im Rücken sowie meist einen passartigen Gang oder Lahmheiten. Sie lassen sich ungern anfassen und reagieren auch auf Putzen oder Massagen erst einmal mit Abwehr. Auf Reitergewicht sowie auf Belastung von oben reagieren sie panisch, da dies zu extremen Schmerzen führt. Das kann zum Teil explosionsartig und unvermittelt auftreten. Die Pferde steigen oder beginnen zu bocken. Besonders der Bereich um den zehnten Brustwirbel ist meistens besonders empfindlich. Das Pferd ist im gesamten langen Rückenmuskel sowie der Rumpfmuskulatur krampfig. Auf Berührungen reagieren die Pferde mit Ausweichbewegungen oder Aggression. Viele Pferde entwickeln einen starken Sattel- oder Gurtzwang und ertragen sogar Deckengurte und Longiergurte kaum. Viele betroffene Pferde können die Hufe nicht richtig geben. Werden die Gliedmaßen bei der Hufpflege seitlich zu weit oder zu weit nach hinten herausgezogen, kommt es meist zu Abwehrproblemen. Das kann darin gipfeln, dass die Pferde beginnen zu steigen. Auch beim Absetzen von Kot haben viele Pferde Probleme und müssen dazu stehen bleiben. In sehr schweren Fällen kann es dazu kommen, dass sie dazu enorm den Rücken aufwölben müssen, da es ansonsten stark schmerzt.

Ursachen Darum bekommen Pferde Kissing Spines

Kissing Spines haben verschiedene Ursachen. Eine davon liegt in der Zucht bzw. in der Genetik. Viele große Pferde mit spektakulären Gangwerken haben besonders lange Dornfortsätze. Die Rückenmechanik ist ausgeprägt und der Rücken an sich relativ lang. Dies kann eine gewisse Instabilität zur Folge haben. Der Rücken ist gelegentlich nicht ausreichend tragfähig, sodass es zu einem Absacken des Rückens kommt. Dazu muss sich kein Senkrücken entwickeln. Auch bei normalen Rückenformen kann es zu Kissing Spines kommen. Manche Pferde kommen zudem bereits mit engen Wirbelzwischenräumen zur Welt. Auch Pferde mit kurzen Rücken können diese Probleme entwickeln. Je nach Wirbelkörpergröße treten die Probleme hier schon im Wachstum auf. Beide Extreme, das Pferd mit einem spektakulären Gangwerk und das Pferd mit einem sehr kurzen Rücken, sind tendenziell anfälliger für Kissing Spines. Darüber hinaus kann eine zu frühe Belastung mit Reitergewicht Kissing Spines begünstigen. Wenn der Rücken und der Rumpf des jungen Pferdes noch nicht ausreichend bemuskelt ist, kann eine zu frühe Belastung beides absinken lassen. Damit kann es passieren, dass sich die Wirbel berühren. Ausbildungsfehler wie das zwanghafte reiten in hoher Aufrichtung, keine oder zu wenig Dehnungshaltung, das zu enge und zu hohe Ausbinden oder auch schlicht ein adipöser Reiter können den gesamten Rückenapparat instabil werden lassen. Vor allem, wenn sich das Pferd stark verhält. Geht das Pferd also unter dem Sattel keine korrekte Dehnungshaltung und entwickelt keine Tragfähigkeit aus dem Rumpf kann ein schwacher Rücken so weit instabil werden, dass sich die Dornfortsätze berühren, aneinander reiben und neben Schmerz auch die gefürchteten Entzündungen entstehen. Meist entwickeln sich die Kissing Spines zusammen mit einer sogenannten Trageerschöpfung. Dabei sinkt der Rumpf des Pferdes ab und der Rücken verändert daraufhin seine Form. Kissing Spines können auch eine Folge anderer Probleme sein. Dazu gehören die Gelenkerkrankungen wie Spat, aber auch Beckenschiefstände. Schlechte Hufbearbeitung kann die Stabilität der gesamten Gliedmaße und damit das Gangwerk verändern. Besonders zu lange Hufe haben einen Einfluss auf die Biomechanik des Pferdes. Unpassende Sättel, zu scharfe Reiterei und sogar Magen- und Darmentzündungen können Kissing Spines begünstigen. Auch Stürze und Rückenverletzungen können Kissing Spines auslösen.

Diagnose Wie bekommt ein Pferd die Diagnose Kissing Spines?

Wenn bei einem Pferd starkes Abwehrverhalten oder sichtbare Rückenschmerzen auftreten, muss immer ein Tierarzt hinzugezogen werden. Natürlich müssen zunächst offensichtliche Ursachen ausgeschlossen werden. Dazu gehört die Sattelkontrolle, eine Physiotherapeutische und Osteopathische in Augenscheinnahme sowie die Kontrolle der Hufbearbeitung, des Reitergewichtes und der regulären Belastung des Pferdes. Auch eine thermografische Kontrolle des Rückens bzw. des gesamten Bewegungsapparates ist sinnvoll. Ziel der gesamten Diagnostik ist, die allgemeine Verfassung des Rückens zu begutachten, sowie besonders empfindliche Stellen zu lokalisieren. Alle Gewebe werden dabei mit einbezogen. Das heißt, es handelt sich um eine Untersuchung der Funktion und auch der Schäden an Knochen, Sehnen und Bändern, der Muskulatur und auch des Bindegewebes. Der Tierarzt lässt sich das Pferd zunächst in Schritt und Trab an der Hand auf der geraden Linie und auch auf engen Wendungen vorführen. Danach schaut er auch auf diese Lektionen unter dem Sattel, sofern sich das Pferd überhaupt reiten lässt. Anschließend führt der Tierarzt bei erhärtetem Verdacht eine röntgenologische Untersuchung der Dornfortsätze sowie eine Szintigrafie durch. Diese macht Engstellen, Veränderungen an den Knochen, den Grad der Veränderungen sowie Entzündungen sichtbar. Gelegentlich wird auch ein Ultraschall gemacht, vor allem dann, wenn es bereits zu Schwellungen oder deutlich sichtbaren Veränderungen gekommen ist.

Behandlung Behandlungsmöglichkeiten bei Pferden mit Kissing Spines

Pferde, die zu Kissing Spines neigen, müssen zeit ihres Lebens korrekt und gesund erhaltend geritten werden. Ob sie sportlich geritten werden können, ist im Einzelfall abzuklären. Der Fokus muss jedoch immer darauf gelegt werden, dass es gar nicht erst zu einer Berührung der Dornfortsätze kommt. Dazu gehört neben einem absolut passenden Sattel auch ein leichter Reiter und eine korrekte Reitweise. Nach einer eingehenden Diagnostik wird ein Therapieplan erstellt. In schweren Fällen beginnt dieser mit Injektionen von entzündungshemmenden Substanzen in den Rücken des Pferdes. Gleichzeitig erhält das Pferd meistens Schmerzmittel. Nach Abschluss der Injektionstherapie wird das Pferd nun durch gezielte Physiotherapie durch Bodenarbeit, Longenarbeit, die Arbeit mit Bodenricks aufgebaut. Dabei wird der Fokus auf die Stärkung der Bauch und Rückenmuskulatur sowie auf die Verbesserung der Bewegungsqualität gelegt. Wichtig ist, dass das Pferd in der Bewegung den Rücken so hält, dass die Wirbelkörper nicht aneinander reiben. Auch Physiopads, Aquatraining und Taping sind bei Kissing Spines sinnvoll. Meist hilft diesen Pferden ein konsequentes Warmhalten des Rückens sowie die Bestrahlung mit Rotlicht. Massagen können die schmerzende Muskulatur lockern. Der Rücken eines Pferdes mit Kissing Spines sollte regelmäßig, aber spätestens einmal im Jahr zusammen mit der Sattelkontrolle einem Tierarzt sowie einem Physiotherapeuten vorgestellt werden. Viele Pferdekliniken haben sich auf dieses Problem spezialisiert und haben alle notwendigen Fachleute direkt vor Ort.

Fütterungsempfehlung Unterstützung des von Kissing Spines betroffenen Pferdes durch Futter

Pferde mit Kissing Spines benötigen im Aufbautraining viele Nährstoffe. Dazu gehört natürlich ausreichend Raufutter. Da diese Pferde jedoch keinesfalls adipös werden dürfen, sollte besonders bei leichtfuttrigen Pferden das Idealgewicht eingehalten werden. Zu einer gesunden Lebensweise gehört natürlich auch eine gesunde Muskulatur. Neben der Überwachung der Kohlenhydratzufuhr achtet man daher auf eine ausreichende Menge an Eiweiß, damit Muskeln nicht abgebaut werden. Um die Ration mit hochwertigem Eiweiß anzureichern, empfiehlt sich der Einsatz von Futtermitteln wie Luzerne, Reiskleie, Soja oder Hafer. Dabei muss aber stets beachtet werden, dass die Eiweißmenge nicht zu hoch wird, um Erkrankungen der Niere zu vermeiden. Viel hilft also nicht viel. Trotzdem benötigt das Pferd alle essenziellen Aminosäuren, allen voran Threonin, Methionin und Lysin für die Gesunderhaltung der Muskulatur. Da viele Pferde mit Kissing Spines auch unter sehr großen Muskelverhärtungen leiden können, sollte zudem ausreichend Vitamin E in der Ration enthalten sein oder hinzugefügt werden. Dies hilft dem Pferd vor allem in der Rekonvaleszenz lockerer zu bleiben. Bei anhaltenden entzündlichen Prozessen hat sich auch die Gabe von Teufelskralle und Ingwer bewährt. Allerdings muss immer sichergestellt werden, dass das Pferd nicht unter einem Magengeschwür leidet. Parallel wird auch den Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Diese sind besonders reichhaltig in Hanfsaat und Leinsaat enthalten.

FAQ

Häufige Fragen

„Kissing Spines“ bedeuten, dass sich die Dornfortsätze der Pferdewirbelsäule berühren und aneinander reiben. Kissing Spines ist eine der gefürchtetsten Erkrankungen des Pferderückens. Es kann zu schweren Entzündungen und sogar zur Zystenbildung kommen. Kissing Spines sind sehr schmerzhaft für ein Pferd.
Nicht immer, aber in vielen Fällen sind Kissing Spines heilbar. Im besten Falle kann es nach entsprechender Therapie ein gesundes Pferdeleben führen und auch geritten werden. Es gibt jedoch auch sehr schwere Fälle, bei denen das Pferd weder reitbar noch jemals schmerzfrei sein wird.
Ein Pferd mit Kissing Spines darf auf keinen Fall übergewichtig sein. Zudem sollte man auf eine ausgewogene Ernährung achten. Das Pferd sollte immer ausreichend Aminosäuren, Vitamine und Antioxidantien aufnehmen.