Ursachen
Woher kommt eine Galle beim Pferd?
Bei Gallen handelt es sich immer um eine übermäßige Menge an Synovia. Diese entsteht durch eine Reizung der sogenannten Synovialmembran. Bei einer dauerhaften, mechanischen Reizung, wie zum Beispiel einer Fehlstellung kommt es zu einer starken Beanspruchung des Gelenkes oder des Sehnengewebes, die wiederum das Gewebe anregt. Synovia fungiert als Schmiermittel. Eine übergroße Produktion ist der Versuch des Körpers, weiteren Schaden abzuwenden.
Die häufigste Ursache für eine Galle ist daher die Fehlstellung vom Huf und daraus resultierender fehlerhaft stehender Gliedmaße. Aus dieser Fehlstellung entsteht die beschriebene Reizung und Beanspruchung des Gelenks und der Sehnen. Infolgedessen entstehen durch den Druck der Synovia auffällige Ausbuchtungen und Ausbeulungen, die sich mit Flüssigkeit füllen. Bleibt die Reizung und Ausbeulung lange bestehen, kann es sein, dass eine Rückbildung nur schwer möglich ist. In schweren Fällen entsteht eine Entzündung. Bei Gelenkschäden wie Arthrose kann dies auch geschehen. Besonders im Stadium der Gelenkentzündung treten die Gallen auf. Sobald sich die entzündlichen Prozesse verringern, verkleinern sich auch die Gallen.
Neben der Fehlstellung und der Arthrose entstehen Gallen auch aufgrund allgemeiner Übernutzung des Pferdes. Das bedeutet, dass zu hart trainiert wird oder es zu wenig Rekonvaleszenzzeiten gibt in denen sich das Pferd bzw. sich die Gelenke des Pferdes nicht ausreichend erholen können. Auch das zu schnelle reiten auf extrem harten Böden, kann dazu führen. Dadurch kommt es zu Reizung und Überreizung der Sehnenscheiden, Schleimbeutel und Gelenkkapseln. Es gibt verschiedene Gallenformen oder Gallenarten an diversen Körperteilen. Daher ist es wichtig die Ursache herauszufinden. Handelt man zügig, kann sich die Galle möglicherweise komplett zurückbilden. Auch Phlegmone und Dermatophilose an den Beinen können als Spätfolge Gallen haben, vor allem dann, wenn die Phlegmone nicht ausreichend behandelt wurde. Am häufigsten wird der Begriff der Windgalle genutzt. Darunter werden oft alle Formen der Gallen zusammengefasst. Die Windgalle ist eine Galle im weichen Zustand. Meistens wird allerdings auch die Galle im Bereich des Fesselgelenks und der Sehnenscheide der oberflächlichen Beugesehne als Windgalle bezeichnet. Besonders bekannt ist die Genickbeule. Hier tritt eine Schwellung am Schleimbeutel im Genick auf. Oft ist diese außerordentlich schmerzhaft für das Pferd. Sie entsteht entweder durch ein Trauma durch Sturz und Überschlag oder wenn das Pferd sich anderweitig stark den Kopf stößt. In den meisten Fällen ist es jedoch zu viel Druck auf dem Zügel und eine zu enge Zäumung die diese Galle entstehen lässt. Das bedeutet es handelt sich um einen Reiterfehler.
An den Ellenbogen findet man bei Pferden eine sogenannte Stollbeule oder Liegebeule. Diese entsteht meistens dadurch, dass Stollen in den Hufeisen nach dem Training nicht entfernt werden. Auch Vidiastifte in den Vordereisen können solche Entzündungen hervorrufen. Dadurch entsteht eine Druckstelle am Hautschleimbeutel des Ellenbogens. Diese Galle neigt besonders oft zu Entzündungen. Durch die Stollen oder Stifte kann es auch zu einer Hautverletzung kommen durch die Bakterien in den Schleimbeutel eindringen können und zu schweren Entzündungen bis hin zu Phlegmone führen können. Auch die Piephacke, eine Schwellung an der hinteren Seite des Fersenbeins ist gut beschrieben. Hier schwillt der Hautschleimbeutel am Fersenbein an. Die Piephacke geht oft auch mit einem Hahnentritt einher. Sie kann aus einer typischen Trittverletzung entstehen. Allerdings entstehen Piephacken auch durch das stereotype Verhalten des Boxenschlagens. Dabei treten die Pferde wiederkehrend gegen ihre Boxenwände. Das kann Traumata, Entzündungen, Frakturen und eben Schwellungen der Schleimbeutel produzieren. Weniger bekannt ist die sogenannte Eiergalle, Kurbengalle oder Kirschgalle. Diese befindet sich als sehr runde oder birnenförmige Schwellung seitlich am Sprunggelenk im Übergang zum Fersenbein. Hierbei handelt es sich um eine Schwellung der Sprunggelenkbeugesehne. Gelegentlich werden sie auch als Hasenhacke bezeichnet. Geringgradige Eier- oder Kirschgallen sind oft auch nur schwer zu erkennen. Erst weit fortgeschritten zeichnen sie sich deutlich ab. Das gesamte Gelenk erscheint angeschwollen. Die Schwellung kann sich über und unter die Achillessehne schieben. Dies ist auch bei der sogenannten Kreuzgalle der Fall. Diese befindet sich vornehmlich an der Vorderseite und seitlich des Sprunggelenkes. Sie können sehr groß werden, was unter anderem natürlich auch an der Größe des Gelenks liegt. Es gibt Hinweise darauf, dass mangelernährte Jungpferde Gallen entwickeln können. Dabei handelt es sich vor allem um Eiweißmangel sowie Zink- und Manganmangel. Jedoch ist dies bislang wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.