Stoffwechsel

Kreuzverschlag beim Pferd- Was ist das eigentlich?

Der Kreuzverschlag ist zum Glück heutzutage ein eher selten gewordenes Phänomen. Er kann aus verschiedenen Gründen auftreten und wird je nach Auslöser unterschiedlich bezeichnet. Daher ist es elementar, den Auslöser für den Kreuzverschlag zu finden, um durch das richtige Management einen weiteren Kreuzverschlag zu vermeiden. Zusammenfassend bezeichnet man den aktiven Kreuzverschlag als „paralythische Myoglobinurie“ oder auch „Equines Rhabdomyolyse Syndrom“ (ERS). Darunter fasst man die unterschiedlichen Auslöser dieser Erkrankung zusammen. Die Auslöser können genetische Erkrankungen wie die Polysaccharid Speicher Myopathie der verschiedenen Typen, aber auch direkt trainingsinduziert sein. Übertraining und Überbeanspruchung oder ein schlechtes Ruhemanagement nach großer Belastung kann ebenso zu einem Kreuzverschlag führen wie unsachgemäß große Stärkemengen aus der Ration ohne Belastung.
Krankheitsbild Arten und Ausprägungen des Kreuzverschlages

Unter dem aktiven Kreuzverschlag, auch Equines Rhabdomyolyse Syndrom (ERS) genannt, werden daher diverse Phänomene zusammengefasst: die sporadische Belastungs-Rhabdomyolyse (SER) - also der gelegentlich nach Training auftretende Kreuzverschlag als Folge schlechter Ernährung und Übertraining, die chronische Rhabdomyolyse – also der wiederkehrende Kreuzverschlag oder Muskelsteifheit, mit und ohne Training, mit ihren zwei Hauptunterformen: oder wiederkehrende Kreuzverschlag nach Belastung (RER) als Folge des Übertrainings die Polysaccharid Speicher Myopathie (PSSM) in ihren diversen Formen zusammengefasst in PSSM1 und PSSM2 mit diversen Unterformen als genetische Erkrankung in deren Folge es vor allem bei unsachgemäßer Fütterung und wenig Bewegung zu Problemen kommen kann.

Symtome So erkennt man beim Pferd einen Kreuzverschlag

Pferde mit Muskelerkrankungen und Kreuzverschlägen im Anfangsstadium sind auffallend steif, was (bei Kreuzverschlägen) im Laufe der gleichmäßigen Bewegung eher schlechter wird. Die Blutwerte zeigen einen massiven Anstieg der Creatin-Kinase, einem Enzym, das bei Muskelzellverlust frei gesetzt wird. Reagiert man frühzeitig, kann es im besten Fall dabei bleiben. Das Pferd ist nur etwas steif und wird sich nach tierärztlicher Betreuung wieder erholen. Im weiteren Verlauf wird das Pferd auffallend ruhig. Die Bewegungslust nimmt ab und das Pferd weigert sich weiterzugehen oder bleibt einfach stehen. Bei schweren Verläufen beginnt das Pferd zu schwanken und die Beine geben nach. Viele Pferde legen sich dort, wo sie stehen, ab und bleiben liegen. Die Pferde zeigen massive Schmerzanzeichen und stöhnen oft. Bis zum Eintreffen des Tierarztes sollten die Pferde nicht zum Aufstehen animiert werden. Die Muskulatur sollte keinesfalls angefasst oder gar massiert werden. Um das Pferd herum sollte absolute Ruhe herrschen. Alle nicht dringend benötigte Personen, Hunde und andere Pferde sollten auf Abstand gehalten werden. Das Pferd benötigt den größtmöglichen Schutz vor weiterer Aufregung. Die Pferde werden spontan kaltschweißig und zittern. Einige Pferde geraten in eine Art Schockstarre. Die Muskulatur verhärtet sich massiv und schwillt zum Teil auch sichtbar an. Puls und Atmung steigen an und die Körpertemperatur schwankt zwischen Fieber und deutlicher Untertemperatur. Im weiteren Verlauf müssen viele Pferde daher gewärmt werden. Häufig kommen kolikartige Anzeichen hinzu. Der Harn färbt sich dunkelrot-braun und riecht auffallend metallisch. Der Grund dafür ist das aus den Muskelzellen austretende Myoglobin, welches in hoher Konzentration schwer nierenschädigend ist. An diesem Punkt ist der Kreuzverschlag höchst lebensbedrohend, da die Schäden an den Nieren irreparabel sein könnten.

Ursachen Ursachen für Kreuzverschlag beim Pferd

Wann und warum ein Kreuzverschlag entsteht, ist sehr unterschiedlich und stark von der Frage abhängig, ob das Pferd eine genetische Erkrankung hat oder ob es Trainings- und Managementindiziert ist. Bei Trainingsindizierten Kreuzverschlägen ist die häufigste Ursache ein Übertraining bei gleichzeitig schlechtem Ernährungs- und Ruhemanagement. Das bedeutet, dass Pferde zum Beispiel nach großer Belastung in die Box gestellt werden, sodass die Muskulatur zu schnell auskühlt und Nebenprodukte der Belastung wie Laktat nicht ausreichend schnell genug abtransportiert werden. Die Folge ist eine Oxidation im extrazellulären Raum der Muskulatur und daraus folgendem Muskelzellverlust. Dieser schreitet in der Folge in einer Kettenreaktion voran. Einen ähnlichen Effekt produziert Boxenruhe (auch ohne Arbeit) bei gleichzeitig enormen Stärkegaben wie etwa durch unnötiges Kraftfutter. Trainingsinduzierte Kreuzverschläge haben häufig eine parallel verlaufende Ernährungskomponente, die den Effekt verstärkt. Vor allem Sportpferde mit großem Bedarf an Elektrolyten erkranken häufiger, wenn dieser vor allem schweißbedingte Verlust nicht durch die Ernährung aufgefüllt wird. Ein Salzleckstein ist bei Sportpferden nicht ausreichend. Besonders Defizite im Bereich Kalzium, Kalium und Magnesium können Kreuzverschläge begünstigen. Bei empfindlichen Pferden mit wenig Fell kann auch ein spontan einsetzender Eisregen oder eisiger Wind auf erhitzter Muskulatur einen Kreuzverschlag hervorrufen. Bei PSSM1 kommt es hingegen zu einer Überladung der Muskelzelle mit Kohlenhydraten, da die Speicherregulation nicht einwandfrei funktioniert. Infolgedessen kann es bei Überfütterung mit leicht löslichen Kohlenhydraten in Kombination mit zu wenig Bewegung im weitesten Sinne zum „platzen“ von Muskelzellen kommen, wenn ein überladenes Pferd sich beginnt zu bewegen. Daher wirken diese Pferde in der Muskulatur auch häufig prall. Bei PSSM2 sind zum aktuellen Zeitpunkt die Mechanismen und Auslöser noch unbekannt. PSSM2 hat diverse Unterformen, zu deren Effekten es bislang nur Annahmen gibt und Inhalt intensiver Forschungen sind. Im Ergebnis sind sie jedoch ähnlich zu den bislang genannten Myopathien und äußern sich durch Muskelsteifheit und Kreuzverschläge sowie eine, für die Erkrankung recht typische, Lethargie.

Prävention Prävention von Kreuzverschlägen bei Pferden

Zur Vermeidung von Kreuzverschlägen ist bei allen Reit- und Fahrpferden auf ein vernünftiges Trainingsmanagement und Ernährungsmanagement zu achten. Besonders bei Leistungspferden muss der Pferdebesitzer entsprechend der Belastung neben ausreichend Energie und Eiweiß vor allem die Elektrolyte im Blick haben und gegebenenfalls durch die Ration wieder zuführen. Außerdem gehört ein guter Trainingsplan, korrektes Auf- und Abwärmen des Pferdes sowie die generelle Vermeidung von Boxenruhe-Tagen dazu. Ist das Pferd erschöpft, sollte das Training – egal in welcher Form – nicht weiter durchgeführt werden. Ein Übertraining ist immer zu vermeiden. Dies gilt neben Sportpferden auch für Freizeitpferde und vor allem Wanderreitpferde. Pferde sollten nach der Belastung immer die Möglichkeit haben sich zu bewegen und brauchen ausreichend Schutz zum Beispiel bei schlechtem Wetter. Eine Paddockbox ist nicht ausreichend.

Fütterungsempfehlung Vermeidung von Kreuzverschlag des Pferdes durch das richtige Futter

Der akute Kreuzverschlag kann nicht durch Futtermittel unterstützt werden, da es erst einmal ein tierärztlicher Notfall ist. Im Vorfeld kann und sollte ein Pferdebesitzer immer auf eine korrekte Rationierung bestehen. Unsachgemäße hohe Kraftfuttermengen mit Stärkeanteilen von >2g Getreidestärke pro kg Körpermasse pro Tag sind generell zu vermeiden. In der Rekonvaleszenz muss das Pferd hinsichtlich einer möglichen Nierenschädigung eingehend untersucht werden. Auch bei Pferden mit genetischen Erkrankungen wie PSSM1 und PSSM2 sollte eine Überprüfung der Nierenfunktion regelmäßig erfolgen. Bei Pferden mit genetischen Muskelerkrankungen wie PSSM1 oder PSSM2 benötigt man generell ein spezielles Ernährungsmanagement sowie ein gutes Haltungskonzept, um Kreuzverschläge zu vermeiden. Nach Kreuzverschlägen entwickeln Pferde oft einen temporär höheren Bedarf an Nährstoffen – die Niere darf jedoch durch eine zu hohe Zufuhr an Eiweiß nicht belastet werden. Daher muss vor allem die Eiweißzufuhr genau bilanziert werden, um einerseits der Bedarfserhöhung gerecht zu werden, aber die Niere keinesfalls durch zu hohe Eiweißgaben zu schädigen. Dazu benötigen die Pferde ausreichend Mengen an Spurenelementen sowie Vitamine für eine zügige Genesung.

FAQ

Häufige Fragen

Der Kreuzverschlag ist der akute Zustand einer Myopathie, also einer Muskelerkrankung. Man kennt den Kreuzverschlag aber auch unter den Begriffen „Montags- oder Feiertagskrankheit“, „Lumbago“ oder „Tying up“. Es gibt viele verschiedene Auslöser für einen Kreuzverschlag, die jedoch immer zum gleichen klinischen Bild führen. Bei einem Kreuzverschlag kommt es zu einem sehr schmerzhaften und spontanen, großen Muskelzellverlust und daraus folgender, schwerer Entzündung der Muskulatur. Alle Muskeln des Pferdes können betroffen sein. Meistens sind die Zellverluste aber besonders am Rücken, Rumpf, Hinterhand und am Hals zu beobachten.
Pferde mit einem Kreuzverschlag sind auffallend steif und werden mit gleichmäßiger Bewegung eher schlechter. Das Blutbild weist einen massiven Anstieg der Creatin-Kinase (CK) auf. Das Pferd wird zunächst auffallend ruhig und weigert sich, weiter zu gehen. Bei schwerem Verlauf beginnt das Pferd zu schwanken und die Beine geben nach. Viele Pferde legen sich einfach hin und bleiben liegen. Dann zeigen die Pferde massive Schmerzanzeichen, beginnen zu zittern und massiv zu schwitzen.
Der Kreuzverschlag ist eine sehr lebensbedrohliche Situation und immer ein tierärztlicher Notfall. Pferde mit Kreuzverschlag dürfen nicht mehr bewegt werden. Sie sollten direkt warm eingedeckt werden, bis der Tierarzt vor Ort ist. Legt sich das Pferd hin, sollte es bis zum Eintreffen des Tierarztes nicht zum Aufstehen animiert werden. Die Muskulatur darf keinesfalls angefasst oder massiert werden. Um das Pferd herum sollte absolute Ruhe herrschen.