Stoffwechsel

Cushing (PPID) - Symptome, Ursachen und richtige Fütterung

Bei PPID oder Cushing handelt es sich um eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse beim Pferd. PPID ist in der Regel eine Alterserscheinung. Bei Pferden in schlechtem Allgemeinzustand aufgrund von Haltungs- und Ernährungsfehlern kann sich eine temporäre Form von PPID entwickeln. Typisch für PPID ist ein langes, lockiges Fell was schlecht ausfällt, Muskelschwund und spontan auftretende Hufrehen.
Herkunft Cushing (PPID) beim Pferd

PPID (Pituitary Pars Intermedia Dysfunction), ECS (Equines Cushing Syndrom) oder auch schlicht Cushing beschreibt eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) des Pferdes, die eine Störung des Hormonhaushaltes zur Folge hat. Sie tritt vor allem bei alten Pferden ab dem 18ten Lebensjahr auf. Untersuchungen zeigen, dass ca. 30 % der Hauspferde im Alter an PPID erkranken. Die Erkrankung entwickelt sich häufig sehr langsam und schleichend. Milde Entwicklungen können über Jahre unentdeckt bleiben. Im Rahmen dieser Erkrankung gibt die Hypophyse zu viele Hormone an das Pferd ab. Dadurch wird das hormonelle Gleichgewicht des Pferdes empfindlich gestört und es kommt neben einer großen Störung des Zuckerstoffwechsels zu entzündlichen Prozessen. Gleichzeitig wird die Hirnanhangsdrüse durch die dauerhafte Überproduktion oft sehr in Mitleidenschaft gezogen. PPID gehört zu den sogenannten Wohlstands- oder Zivilisationskrankheiten und tritt in der Natur nur selten auf. Das liegt vor allem an einem deutlich kargeren Nahrungsangebot aber auch an dem Faktor, dass Pferde in freier Wildbahn selten so alt werden, wie das durchschnittliche Hauspferd. PPID ist nicht heilbar. Die Krankheit schreitet beständig fort und kann zum Tode des Pferdes führen. Allerdings können Pferde mit PPID auch sehr alt werden.

Symptome Wie kann ich Cushing erkennen?

Die Symptome von PPID sind sehr vielfältig und treten nicht immer bei jedem erkrankten Pferd auf. Das häufigste Anzeichen ist der „Hirsutismus“, dabei entwickelt das Pferd ein langes, oft sehr fettiges und lockiges Fell, was im Fellwechsel nur sehr schlecht und stark zeitverzögert ausfällt. Die Pferde schwitzen auffallend stark und der Schweiß kann muffig riechen. Die Hautabsonderungen erscheinen oft klebrig. Allerdings können Pferde auch an PPID erkranken, ohne dieses Symptom zu entwickeln. Die meisten Pferde sind deutlich leistungsreduziert und werden müde und lethargisch. Auch das liegt an dem veränderten Blutzuckerspiegel durch die Störung im Hormonausstoß. Man kann oft beobachten, dass sie mehr ruhen aber sich nicht vermehrt ablegen. Auch der Muskelschwund der Oberlinie ist typisch für eine Erkrankung mit PPID. Allerdings schwindet auch die Bauchmuskulatur, was häufig einen auffallenden Hängebauch zur Folge hat. Dazu kommen durch den Masseverlust häufig diffuse Lahmheiten. Durch den starken Hormonausstoß der Hirnanhangsdrüse wird der Zuckerstoffwechsel des Pferdes empfindlich gestört. Dies kann zu spontanen Hufrehen führen, da der Glucosespiegel im Blut hoch bleibt und sich auch bei hohen Insulinwerten nur langsam reguliert. Durch diese Veränderung kann es auch zu hoher Wasseraufnahme und entsprechend hohem Harnabsatz kommen. Die Pferde sind anfälliger für Infekte und haben eine immer schlechter werdende Wundheilung. Besonders kleine Wunden wie Mauke werden enorm hartnäckig.

Ursachen Cushing bei Pferden: Das sind die häufigsten Ursachen für PPID

Bei PPID beginnt die Hypophyse langsam, aber stetig immer mehr Hormone zu produzieren und auszuschütten. Dies kann aufgrund einer Zubildung an der Hypophyse entstehen, einer Dysfunktion oder aufgrund sehr schlechter Lebens- und Haltungsumstände. Die Funktion der Hirnanhangsdrüse wird durch Dopaminproduktion aus dem Gehirn gesteuert. Produziert das Gehirn altersbedingt oder aufgrund schlechter Lebensumstände weniger Dopamin, wird die Produktion der Hormone aus der Hirnanhangsdrüse nicht gedrosselt. Letzteres ist in vielen Fällen nach Anpassung von Haltung und Fütterung für eine Verbesserung des Allgemeinzustandes oft reversibel. Gerade oxidativer Stress scheint der Hirnanhangsdrüse stark zuzusetzen. Als Alterserscheinung ist es jedoch ein fortschreitender Prozess. Heute wird zudem vermutet, dass Langzeitgaben von Cortison oder auch schweres Übergewicht und das Equine Metabolische Syndrom (EMS) diese Entwicklung von PPID begünstigen könnten. Hier muss ein besonderes Augenmerk auf die Diagnostik gelegt werden. Ist es durch die Adipositas, EMS, akute Schmerzgeschehen oder andere ungünstige Umstände zu einem vermehrten Ausstoß von ACTH gekommen, muss dies differenziert zu PPID als Alterserkrankung gesehen und behandelt werden. Das übermäßig ausgeschüttete Hormon nennt man ACTH (adrenocorticotropes Hormon oder auch Kortikotropin). Dazu kommen sogenannte POMC-Spaltprodukte (Proopiomelanocortin). Dies wiederum stimuliert nun ungehemmt und in großer Intensität die Produktion von Cortisol aus der Nebennierenrinde. Bei Cortisol handelt es sich um ein Stresshormon was wiederum sowohl einen negativen Einfluss auf das Immunsystem als auch auf den restlichen Körper hat.

Behandlung Die richtige Behandlung von Cushing (PPID) bei Pferden finden

Die Behandlung von PPID muss immer mit einer korrekten Diagnostik beginnen. Der Tierarzt nimmt zur Untersuchung auf den ACTH-Spiegel eine Blutprobe, idealerweise zwischen 8 und 10 Uhr am Morgen. Es gibt unterschiedliche Referenzwerte in den Monaten August bis Oktober im Vergleich zu den Monaten Juli bis November. Durch ein eher gleichförmiges Stallmanagement wäre eine Blutprobenentnahme im November optimal. Unabhängig vom Ausgang sollte der Wert nach 6 bis 8 Wochen erneut durch eine Blutprobe bestätigt werden. Eine Messung allein reicht nicht aus, da der ACTH auch durch äußere Einflüsse stark variieren kann. ACTH-Werte, die innerhalb eines Schmerzgeschehens oder Hufrehe erhoben worden sind, sind nicht zuverlässig. Ist das Pferd zudem Fehlernährt und lebt in unsachgemäßer Haltung, kann der ACTH-Wert ebenfalls unzuverlässig sein. Daher muss eine Überprüfung der Ration und der Haltung immer vor einer medikamentösen Behandlung erfolgen. Ist der ACTH-Wert nachweislich erhöht und sind die Lebensbedingungen sowie die Ernährung optimiert worden, kann man davon ausgehen, dass das Pferd an PPID leidet. Zusätzlich zum ACTH-Test ist auch die Messung des Insulin- und Glukosebasalwert nach einer Nüchternzeit von 6 Stunden ein guter zusätzlicher Parameter, da er direkt einen Aufschluss über eine mögliche Insulinresistenz geben kann. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit eines TRH-Stimulationstest (Thyreotropin Releasing Hormone) der jedoch im klinischen Umfeld erfolgen muss. Ein Dexamethason-Suppressionstest wird heute hingegen nicht mehr gemacht, da er häufig zu falsch-positiven Ergebnissen geführt hat. Leidet das Pferd unter PPID wird für gewöhnlich der Wirkstoff Pergolidmesilat eingesetzt. Die Menge richtet sich nach dem Grad der Erkrankung. Unter dem Medikament muss der ACTH-Wert nach weiteren 6 Wochen erstmals und danach zwei bis drei Mal nach jeweils 4-6 Wochen überprüft werden, um die ideale Dosis zu ermitteln. Das Medikament hält die Krankheit nicht auf, es verlangsamt lediglich den Verlauf und verringert die Symptome. Es kann trotz bestem Management und guter medikamentöser Versorgung zu Hufrehen kommen.

Fütterungsempfehlung Pferde mit Cushing (PPID) durch das passende Futter unterstützen – Pferde richtig füttern bei Cushing

Leiden Pferde an PPID sollten sie nur wenig leicht verfügbare Kohlenhydrate zu sich nehmen. Zu vermeiden sind Müslis auf Getreidebasis, frisches Gras bis in den Juni hinein und größere Mengen an Melasse oder Äpfeln. Stattdessen sollte der Pferdebesitzer auf getreidefreie Müslis setzen. Die Pferde dürfen eingeschränkten oder stundenweisen Weidegang auf hochstehenden und ausgeblühten Wiesen genießen. Kurze abgefressene Flächen sind hingegen tabu. Das Heu sollte einen Zuckergehalt von <11% haben. Sollte bei sehr alten Pferden viel Energie benötigt werden, kann man sich bei einem Großpferd mit bis zu 200ml Leinöl behelfen. Durch den hohen Cortisolspiegel ergibt sich bei den meisten Pferden auch ein leicht erhöhter Spurenelementbedarf. Ein gutes Mineralfutter darf nicht fehlen. Zusätzlich zum Medikament hat sich die Gabe von Mönchspfeffer, Mariendistelsamen, Weidenrinde, Mädesüß, Weißdornkraut und Birkenblättern bewährt. Sie können das allgemeine Wohlbefinden und das Herz unterstützen und enthalten leicht schmerzlindernde und harntreibende Substanzen.