Verhalten

Koppen

Veröffentlicht am 31.07.2023
Koppen gehört zu den Verhaltensstörungen des Pferdes und wird heutzutage dem Kompensations- und Suchtverhalten zugeordnet. Beim Freikoppen nimmt das Pferd mit Kopf und Hals eine Art Teilaufrichtung ein, öffnet in der Regel leicht das Maul und muskulär auch den Kehlkopf, um Luft in die Speiseröhre zu ziehen. Beim Aufsatzkoppen setzt das Pferd die Frontzähne des Oberkiefers auf eine Kante auf und öffnet den Kehlkopfdeckel, um auf diese Art Luft in die Speiseröhre zu ziehen.
Warum koppt mein Pferd?

Koppen gehört zu den Kompensations- und Suchtverhalten. Warum Pferde dieses Verhalten entwickeln, ist nicht geklärt. Theorien, dass Pferde sich dieses Verhalten abschauen, konnten widerlegt werden. Zudem hat man lange geglaubt, dass durch das Koppen Magenerkrankungen entstehen würden. Allerdings vermutet man nun, dass das Verhalten eher durch ein Magengeschwür oder eine Magenerkrankung ausgelöst wird, da diese Form des Suchtverhaltens zu einem Endorphinausstoß führt, der schmerzlindernd sein kann. Daher bleibt das Verhalten bestehen, auch wenn das Pferd nicht mehr unter einer Magenerkrankung leidet. Entgegen der landläufigen Meinung schlucken Pferde die eingesogene Luft nicht ab, da der Druck nicht ausreicht, um den ringförmigen Muskel am Eingang des Magens zu öffnen. Man ist jedoch lange davon ausgegangen, dass das Pferd dies könnte, weswegen Aufgasungskoliken oft dem Koppen zugeordnet wurden. Allerdings entsteht die Aufgasung im Dickdarm eher durch eine Magen- oder Dünndarmerkrankung und daraus resultierender Fehlresorption. 

Viele Pferde beginnen nach dem (oft zu frühen) Absetzen oder nach einer langen Stress- oder Boxenphase (zum Beispiel durch eine Verletzung bedingt) mit dem koppen. Es wird vermutet, dass das Pferd versucht sich dieser schwer erträglichen Situation zu entziehen. Zudem scheint die Anlage, im Laufe des Lebens mit dem Koppen zu beginnen, eine erbliche Komponente zu haben. Pferde von koppenden Müttern beginnen auffällig oft ebenfalls zu koppen. Allerdings muss man beachten, dass diese Pferde oft auch in gleichen Haltungsformen und Futtermanagement aufwachsen.

Behandlung Behandlung für koppende Pferde

Eine Therapie für Kopper gibt es nicht. Im frühen Stadium kann das Umstellen in eine Aktivhaltung das Koppen zumindest reduzieren. In Einzelfällen kann das Pferd in einer entsprechenden Haltung das Koppen komplett einstellen. Wenn Pferde das Verhalten schon viele Jahre zeigen, ist dies aber eher unwahrscheinlich. Früher verwendete man bei Koppern sogenannte Kopperriemen, die sowohl die Bewegung als auch den Akt des Abschluckens der Luft unmöglich machten. Dies sorgte jedoch für eine dauerhafte Einengung des Kehlkopfes sowie der Luft- und Speiseröhre und wird daher heutzutage aus Tierschutzgründen nicht mehr eingesetzt. Auch die sogenannte „Kopper-OP“, bei der ein Nerv und auch ein Muskel des Halses durchtrennt wird, ist aus Tierschutzgründen abzulehnen und verspricht zudem nur wenig Erfolg. Auch das Strafen oder Schelten des Pferdes, wenn es koppt, vergrößert lediglich das Kompensationsverhalten und ist immer zu vermeiden. Das Anbringen von stromführenden Drähten, Nagelbretter zur Abwehr des Koppers oder ähnlicher grober Unfug verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Forscher sind sich hingegen einig, dass die aktuell beste Variante ist, das Koppen zuzulassen und Auslöser für allgemeines Unwohlsein abzustellen. Dazu gehört eine genaue Evaluation des Gesundheitszustandes und des psychischen Zustandes des Pferdes, der Nutzung sowie der aktuellen Haltungsform. Aufsatzkopper sollten die Möglichkeit bekommen zahnschonend aufzusetzen, da der Zahnmaterialverlust bei koppenden Pferden eines der größten Probleme darstellt. Da nachweislich die Aufnahme gut schmeckender Futtermittel wie z.B. Kraftfutter einen Triggerreiz darstellt und das Pferd nach dem Fressen versuchen wird stark zu koppen, sollte der Besitzer direkt nach der Kraftfutteraufnahme mit dem Pferd spazieren gehen, sofern das Pferd dadurch keine größeren Stressanzeichen zeigt. Koppende Pferde brauchen feste Routinen, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch Angst und Unsicherheit dieses Verhalten triggern könnte. Koppen Pferde bei anderen wohligen Aktivitäten wie putzen oder Massagen, kann und sollte man das Koppen keinesfalls unterbinden.

Vorbeugung gegen Koppen beim Pferd

Die beste Vorbeugung ist eine pferdegerechte Haltung und ein pferdegerechter Umgang.