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Das Wobbler Syndrom - Bewegungsstörung beim Pferd

Wobbler-Syndrom bei Pferden kann eine beunruhigende Diagnose sein, aber es gibt Hoffnung und Wege, damit umzugehen. In diesem umfassenden Ratgeber beleuchten wir die Symptome, Ursachen und Behandlungsoptionen für diese neurologische Erkrankung.
Krankheitsbild Das Wobbler Syndrom

Unter dem Wobbler-Syndrom versteht man die spinale Form der Ataxie. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des zentralen Nervensystems des Pferdes. Diese zeigt sich durch Bewegungs- und Koordinationsstörungen. Je nach Ausprägung zeigt das Pferd bereits im Schritt Beeinträchtigungen. Bei milden Fällen tritt erst beim Rückwärts richten ein deutliches Problem auf und sie gehen rückwärts Pass. Bei schwereren Fällen schwanken die Pferde bereits im Schritt vorwärts, haben eine deutliche Neigung zu einer Seite zu schwanken und gehendauerhaft Pass. Das Wobbler-Syndrom ist eine Koordinationsschwäche oder Koordinationsstörung, die aus Schäden am Nervensystem entsteht. Sie wird auch als spinale Ataxie bezeichnet. Das Wort „Ataxie“ leitet sich aus dem griechischen Wort „Ataxia“ ab und bezeichnet untypische und unkoordinierte Bewegungen. Dabei ist die tatsächliche Funktionalität der Muskulatur nicht betroffen. Das bedeutet, es handelt sich dabei um eine reine Reizleiteraktivitätsstörung und keine Beeinträchtigung des Bewegungsapparates an sich.

Symptome Wobbler-Syndrom beim Pferd erkennen

Pferde mit Wobbler-Syndrom haben Probleme beim Rückwärtsgehen, egal ob mit oder ohne Reiter. Im Schritt gehen sie in der Regel Pass und können in den engeren Wendungen den Takt nicht erhalten. Das lässt sie sehr häufig stolpern. Bergab schwanken Pferde mit dem Wobbler-Syndrom sehr häufig stark von rechts nach links und stürzen häufig. Besonders nach einer Schlafphase im Liegen sind diese Pferde kaum in der Lage geradeaus zu gehen. Die Hinterbeine schleifen häufig mit der Zehe über den Boden. Es fällt ihnen schwer, die Hinterhand von sich aus zu beugen.

Ursachen Die Ursachen des Wobbler-Syndroms

Pferde mit einem Wobbler-Syndrom leiden unter einer Verletzung oder Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems an Gehirn und Rückenmark. Dies kann durch einen Unfall geschehen, bei dem die Wirbelsäule verletzt wurde. Auch Quetschungen und Traumata können Auslöser sein, wie etwa durch Blutergüsse und Prellungen. Darüber hinaus könnten genetische Einflüsse zu einem Wobbler-Syndrom führen, wie etwa Inzucht oder schwere Fehlernährungwährend der Trächtigkeit. Dazu gehört sowohl die Unterernährung als auch die Adipositas der tragenden Stute. Auch Virusinfektionen mit dem Equinen Herpesvirus 1 (EHV1) können als Spätfolge und dauerhafte Schädigung ein Wobbler-Syndrom nach sich ziehen. Die Bornasche Krankheit kann durch die Schäden am Hirn ebenfalls Ataxien auslösen. Dies ist jedoch relativ selten. Durch die Schäden kommt es zu irregulären und zum Teil spontanen Reizweiterleitungsverzögerungen oder generellen Störungen der Reizweiterleitung. Dies erschwert die Verarbeitung der Reize im Gehirn, was wiederum das muskuläre Feedback ungenau werden lässt. Bei sehr jungen Pferden kann es durch massives und schnelles Wachstum zu einer Verengung des Nervenkanals in der Wirbelsäule kommen. Das Wobbler-Syndrom tritt dann ab dem ersten Lebensjahr auf. Das trifft häufig große Warmblüter, Vollblüter und Araber. Im Laufe des Wachstums kann sich das Wobbler-Syndrom komplett zurückbilden. Tritt das Wobbler-Syndrom bei älteren Pferden auf, ist eine komplette Heilung immer fraglich.

Behandlung Behandlung des Pferdes mit Wobbler-Syndrom

Die Behandlung des Wobbler-Syndroms beginnt mit der korrekten Diagnose durch den Tierarzt. Zur genauen Diagnostik sollte das Pferd in eine auf diese Bewegungsstörungen spezialisierte Tierklinik gebracht werden. Sollte das Pferd aufgrund des Wobbler-Syndroms nicht transportfähig sein, sollte ein Spezialtransport mit einem Netz eingesetzt werden, um dem Pferd mehr Stabilität zu geben. Das Wobbler-Syndrom ist meist nicht heilbar, aber durch manuelle Therapien oft verbesserbar. Zu den manuellen Therapien gehören Rotlicht- und Infrarotbestrahlung, Wärmetherapie, Massagen, Taping und Körperbandagen, allgemeine Physiotherapie, Vibrationstherapien und jegliche Form der Bewegungstherapien. Gute Bewegungsprogramme können dem Pferd helfen die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu schulen und Nervenfasern neu entstehen zu lassen. Dies unterstützt das Pferd dabei die Bewegungen des eigenen Körpers besser zu kontrollieren. Auch Koordinationsübungen mit Balance-Pads, Bodenparcouren, Extreme-Trails oder Bodenrickarbeit ist für die meisten ataktischen Pferde sehr wertvoll. Pferde mit Ataxien sollten regelmäßig einer kompletten Untersuchung des Körpers unterzogen werden. Dazu gehört neben der tierärztlichen Kontrolle auch die Szintigrafie. Gerade bei Veränderungen im Gangbild sollten Entzündungen der Wirbelsäule nicht ausgeschlossen werden. Gelegentlich kommen beim Wobbler-Syndrom Entzündungshemmer und, bei Prellungen und Blutergüssen an der Wirbelsäule, auch Diuretika zum Einsatz. In Einzelfällen wird der Einsatz von Antibiotika empfohlen. Allerdings ist immer erst der Auslöser des Wobbler-Syndroms zu diagnostizieren. Es gibt keine Standardbehandlung.

Fütterungsempfehlung Standardbehandlung: Diese Fütterung unterstützt Pferde mit Wobbler-Syndrom

Ob und wie intensiv eine Fütterung das Wobbler-Syndrom verbessern kann, ist nicht untersucht. Da es sich jedoch um eine Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems handelt, kann man durch gezielten Zusatz einiger Nährstoffe eventuell eine Verbesserung erzielen. Generell benötigen Pferde mit Wobbler-Syndrom ausreichend Heu und sollten zudem auf die Weide gehen können. Die Haltung in einer ruhigen Offenstallgruppe ist erstrebenswert. Hohe Stufen oder steile Abhänge müssen genau angeschaut werden, um Unfallgefahren zu verringern. Das Heu darf keinesfalls höher als eine Kopflänge unter Buggelenk angeboten werden. Diese Pferde müssen also Heu vom Boden aufnehmen. Freischwingende Heunetze und Wandnetze sind für ein Pferd mit dem Wobbler-Syndrom ungeeignet. Aufgrund der Erkrankung sollte man auf eine volle Versorgung mit den Aminosäuren achten. Hier steht vor allem Threonin im Fokus. Aber Vorsicht: Viel hilft nicht viel. Leiden Pferde am Wobbler-Syndrom sollten sie mit einer hohen Dosis an B-Vitaminen unterstützt werden. Vor allem Vitamin B12 sollte dauerhaft hinzugegeben werden. Hier bietet es sich an ein Vitamin-B-Präparat zu wählen. Dies kann helfen, geschädigtes Nervengewebe zu schützen. Auch die Gabe von Vitamin E kann helfen, das Pferd in der Bewegungsfähigkeit zu verbessern. Allerdings sollte dies nicht in einer Überdosis gefüttert werden, um eine Hypervitaminose und damit eine Vergiftung zu vermeiden. Auch Magnesium und Mangan sollten nicht in einen Mangel geraten. Es kann daher nach einer Blutkontrolle Sinn machen, beide Nährstoffe in einer leicht höheren Dosis als üblich anzubieten und bei der Wahl des Mineralfutters einen besonderen Wert darauf zu legen.