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Shivering Syndrom: Die Zitterkrankheit bei Pferden

Das Shivering Syndrom ist eine sogenannte neuromuskuläre Erkrankung, bei der durch eine Fehlfunktion zahllose kleine Muskelspasmen ausgelöst werden. Zittern diese Pferde länger, kommt es zur Verkrampfung ganzer Muskelgruppen. In der Regel sind hauptsächlich die Muskelgruppen der Hinterhand betroffen. Allerdings kommen Fälle vor, in denen der gesamte Körper zu zittern beginnt, inklusive der Schultermuskulatur, dem Bereich des Ellenbogens, dem Hals und auch dem Kopf. In einzelnen Fällen zucken sogar die Ohren und die Augenlieder, was für den Besitzer ein beängstigendes Bild erzeugen kann. Man geht allerdings davon aus, dass Pferde abgesehen von den Muskelkrämpfen keine Schmerzen durch das Shivering erleiden.
Symptome Shivering Syndrom: Die Zitterkrankheit bei Pferden

Pferde mit Shivering zeigen die ersten deutlichen Symptome mit dem Abschluss der Wachstumsphase. Bei Fohlen und Jungpferden bleibt es häufig unentdeckt, da die Pferde entsprechend triggernde Bewegungen häufig vermeiden. Erst mit fortschreitendem Alter und beginnender Nutzung des Pferdes treten die Symptome deutlich zutage. Diese Pferde haben oft starke Probleme rückwärtszugehen, Last im Stand auf die Hinterhand aufzunehmen oder die Hufe zu geben. Gerade das Geben der Hufe und damit das Stehen auf drei Beinen stellt viele dieser Pferde vor ein großes motorisches Problem, dem sie oft mit Panik und Abwehr begegnen. Diese Pferde möchten die Gelenke der Beine nicht beugen und strecken die Beine eher steif nach vorne. Auch ein Hahnentritt und auch das ruckartige Hochreißen der Hinterbeine ist häufig parallel zum Shivering zu beobachten. Jedoch ist gerade der Hahnentritt eine eigene neuromotorische Störung. Gelegentlich ist auch eine Abgrenzung zu Problemen mitzulangen Kniebändern oder Kissing Spines schwierig. Im Allgemeinen haben betroffene Pferde einen sehr hohen bis krampfigen Muskeltonus. Weswegen auch oft erst einmal Probleme mit der Wirbelsäule in Betracht gezogen werden. Shivering verschlechtert sich mit ansteigendem Stress. Transporte, große Unruhe in der Gruppe oder zu großer reiterlicher Anspruch können die Symptome massiv verstärken. Daher ist die Vermeidung von Unbehagen und Stress unabdingbar.

Ursachen Wie entsteht Shivering bei Pferden?

Warum Shivering beim Pferd entsteht, ist bis heute ungeklärt. Verschiedene Theorien stützen sich auf genetische Einflüsse, neurologische Problemein der Entwicklung des Fötus oder bei der Mutterstute sowie Traumata bei Trächtigkeit oder im Fohlenalter. Auch eine Art Muskelstoffwechselerkrankung, wie die erst kürzlich entdeckten PSSM-Formen, kann nicht ausgeschlossen werden und ist Gegenstand aktueller Forschungen. Rein biochemisch geht man davon aus, dass die Reizleiteraktivität und vor allem die Rückkopplung aus der Muskulatur zum Gehirn nicht so funktioniert, wie sie soll. So funktionieren zwar Anspannung zur Bewegung gut, die Entspannung nach der ausgeführten Bewegung jedoch nicht. Das führt zu einem stotternden Informationsfluss und damit unkontrolliertem Zittern der Muskulatur. Durch den hohen und zitternden Tonus leeren sich die Glycogenspeicher der Muskelzellen schneller als bei gesunden Pferden. Daher neigen Pferde mit Shivering zu Muskelverlust und Untergewicht.

Behandlung Was kann man gegen Shivering tun?

Shivering ist nicht heilbar, sondern schreitet mit der Alterung langsam fort. Als oberste Prämisse gilt der Schutz des Pferdes gegen Kälte und Nässe sowie Stress und Unbehagen. Dazu sollten Pferde mit Shivering die Möglichkeit haben, sich ständig zu bewegen. Daher sind gut geführte und ruhige Offenstallgruppen mit großzügigem Platzangebot immer zu bevorzugen. Das Pferd sollte nicht durch andere Pferde in Bedrängnis gebracht werden. Außerdem brauchen Shiveringpferde eine weiche und griffige Einstreu als Liegefläche sowie griffige Böden. Ein gutes Training schützt das Pferd und hilft dem Pferd die Muskulatur immer zu lockern. Eine sehr lange Aufwärmphase ist genauso wichtig wie eine sehr lange Abwärmphase. Das Pferd sollte keinesfalls unvorbereitet zu schnell geritten oder nach großer Belastung in die Box gestellt werden. Dies kann schweres Shivering bis hin zum Kreuzverschlag auslösen. Hierbei muss immer die Gymnastizierung und Lockerung des Pferdes im Vordergrund stehen. Die Muskulatur sollte nicht überlastet werden, trotzdem kann ein Pferd in der Regel normal geritten werden. Je besser die Muskulatur geschult und gestärkt wird, desto angenehmer ist es für das Pferd. Auch manuelle Therapien sowie eine regelmäßige physiotherapeutische und auch osteopathische Behandlung kann notwendig sein, da durch das Zittern der Muskulatur oft Blockaden oder Verspannungen entstehen. Massagetherapien und ein Solarium können das Wohlbefinden unterstützen, sollten aber immer mit dem Therapeuten oder Tierarzt besprochen werden.

Fütterungsempfehlung Shivering beim Pferd - Richtige Unterstützung durch Futter

Pferde mit Shivering benötigen ausreichend Heu und dürfen in der Regel auch auf die Weide. Es ist jedoch auf eine artenreiche Weide zu achten. Sollte das Heu zu eiweißarm sein, kann eine Zugabe an Aminosäuren notwendig werden. Wie viel Eiweiß im Heu enthalten ist, sollte man in einem Futtermittellabor abklären lassen. Besonders die Aminosäuren Lysin, Methionin, Threonin und Tryptophan können bei einem Pferd mit Shivering schnell in ein Defizit geraten. Von einer Fütterung von sehr nasser Silage wird abgeraten, da die Histaminkonzentration eventuell das klinische Bild verschlechtern könnte. Einen Beleg dafür gibt es jedoch nicht. Ähnlich wie Pferde mit PSSM2 scheinen Pferde mit Shivering von einer eher stärkearmen Ernährung zu profitieren. Daher sollte man den Stärkeanteil der Ration so stark reduzieren wie möglich. Energiedefizite kann man mit etwas höheren Ölmengen kompensieren. Dabei ist auf eine hohe Qualität zu achten wie etwa kaltgepresstes Leinöl, Hanföl oder andere Ölsorten mit hohem Gehalt an Omega 3 und Omega-6-Fettsäuren. Viele Blutbilder von Shiveringpferden zeigen niedrige Magnesium- und Manganwerte. Es kann daher nach einer Blutkontrolle Sinn machen, beide Elemente in höherer Dosis als üblich anzubieten und bei der Wahl des Mineralfutters einen besonderen Wert daraufzulegen. Viele Shiveringpferde scheinen einen erhöhten Bedarf an Vitamin E und Vitamin B12 zu haben, weswegen im Allgemeinen empfohlen wird, eine höhere Dosis zuzuführen.

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FAQ

Häufige Fragen

Bei „Shivering“ oder der Zitterkrankheit kommt es zu unkontrolliertem Muskelzittern bei speziellen Körperhaltungen oder Bewegungen. Das Pferd zittert nicht permanent, sondern nur in speziellen Situationen. Das Zittern beschränkt sich in der Regel auf die Muskulatur der Hinterhand und des hinteren Rückens. Das Zittern wird durch eine Störung der Nervenreizleiter bzw. vor allem durch die Rückkopplung aus der Muskulatur zum Gehirn ausgelöst. So funktionieren zwar Anspannung zur Bewegung gut, die Entspannung nach der ausgeführten Bewegung ist jedoch fehlerhaft. Das führt zu einem stotternden Informationsfluss und damit unkontrolliertem Zittern der Muskulatur. Shivering tritt vor allem bei Warmblütern, Vollblütern und Quarterhorses auf.
Warum Shivering beim Pferd entsteht ist bis heute ungeklärt. Wie groß der genetische Einfluss auf die Entwicklung dieser Störung ist, ist unbekannt. Neben der Genetik könnten auch neurologische Probleme durch Entwicklungsstörungen oder Traumata der Mutterstute möglich sein.
Aktuell geht man davon aus, dass das Pferd keine Schmerzen durch Shivering erleidet. Allerdings leeren sich durch den hohen und zitternden Tonus die Glycogenspeicher der Muskelzellen schneller als bei gesunden Pferden. Daher neigen Pferde mit Shivering zu Muskelverlust und Untergewicht. Sie benötigen eine spezielle Ernährung die Kreuzverschlägen vorbeugt.