Atemwege

Die Atemwegserkrankungen RAO bei Pferden

Unter dem Begriff „RAO“ versteht man die wiederkehrende Atemwegs-Verengung (engl.: Recurrent Airway Obstruction). Es ist ein Ausdruck für chronisch oder auch permanente Probleme im Gasaustausch in der Lunge des Pferdes.
Herkunft Atemwegserkrankung bei Pferden: Was ist RAO?

Die wiederkehrende Verengung der Bronchien und damit immer wieder auftretende Atemwegsprobleme beim Pferd sind ein weit verbreitetes und sehr ernstes Problem. Sie werden unter verschiedenen Begriffen zusammengefasst. Früher nutzte man vor allem die übergeordneten Bezeichnungen „COB“ und „COPD“ oder auch Pferdeasthma. „COB“ bedeutet „chronisch-obstruktive Bronchitis“. Also eine Reizung oder Entzündung der Bronchien des Pferdes, die zu einer Verengung und damit zu einem geringeren Gasaustausch führt. Bei „COPD“ handelt es sich um die „chronisch-obstruktive Lungenerkrankung“ (engl.: chronic-obstructive pulmonary disease). Es ist ein Oberbegriff für ein Atemwegsproblem, bei dem es zu einer Verminderung des Gasaustausches durch Verengung kommt. Diese Problematik kann jedoch verschiedene Gründe haben und sowohl allergisch bedingt als auch entzündlich sein. Unter diesen sehr weit gefassten Begriffen definiert man „RAO“, die wiederkehrende Atemwegs-Verengung aber auch die „IAD“. Hierbei handelt es sich um die entzündliche Atemwegserkrankung. Während die entzündliche Atemwegswerkranung „IAD“ eher einen milden oder subklinischen Verlauf bezeichnet, werden unter „RAO“ die schweren oder hochgradigen Atemwegserkrankungen zusammengefasst.

SYMPTOME Atemwegsprobleme: Typische Symptome für RAO bei Pferden

Pferde mit „RAO“ zeigen normalerweise deutliche Atemwegsprobleme. Sie stoßen häufiger aus und zeigen sporadischen bis hochgradigen Husten. Die Symptomatik ist sichtbar und ausgeprägt. Die meisten Pferde zeigen deutliche Leistungsschwäche, besonders in höheren Gangarten oder bei besonderen Anforderungen. Ihnen geht im wahrsten Sinne des Wortes sehr schnell „die Puste aus“. Bei einigen Pferden zeigt sich ein dauerhafter, weißer Nasenausfluss. Dieser ist, kann eitrig sein. Gelegentlich ist er aber schaumig weiß. Beim Abhören der Lunge sind diese Pferde trotz allem manchmal unauffällig. Bei einer Endoskopie können sich jedoch große Mengen Schleim in den Atemwegen und der Lunge befinden. Pferde mit RAO zeigen eine leichte bis mittlere Bauchatmung und eine dauerhaft erhöhte Atemfrequenz. Die normale Atemfrequenz eines Pferdes liegt bei 8 bis 16 Atemzügen pro Minute. Bereits bei 20 Atemzügen pro Minute in Ruhe sind äußerst bedenklich. Durch den schlechten Gasaustausch erreichen diese Pferde viel schneller hohe Pulswerte. Sie sind deutlich in der Leistung eingeschränkt und bekommen schnell nicht mehr ausreichend Luft, was zu Panik oder Lethargie führen kann. Der Nasenausfluss ist beinahe eiterig-gelb oder weißlich-gelb und in der Konsistenz solide. Wird das Pferd wenig bewegt, kann es auch in Ruhe spontan in Atemnot kommen und atmet schnell und heftig über die Bauchatmung. In schweren Fällen kann das Pferd stark anfangen zu schwitzen und gerät in Panik.

Ursachen

Ursachen für RAO bei Pferden – So kann sich RAO entwickeln

„RAO“ entwickelt sich oft aus hartnäckigen Hustenepisoden. Diese entstehen am häufigste aus einer lang bestehenden und extrem hohe Staub- und Keimbelastung. Das trifft vor allem auf Pferde in Boxenhaltung zu. Die Schleimhäute der Atemwege und die sogenannten Flimmerhärchen sorgen für eine Bindung des Staubs. Durch den dort produzierten Schleim aus der Schleimhaut werden alle Staubpartikel abgefangen, bevor sie in die Lunge geraten. Ist die Staubbelastung jedoch groß, ist dies nicht mehr möglich. Dadurch geraten viele Staubpartikel bis tief in die Lunge und verursachen dort zum Teil irreparable Schäden. Ammoniakdämpfe aus Matratzeneinstreu und Stickoxide verursachen zudem chemische Reaktionen, die zu Entzündungen und Vernarbungen führen. Bei schimmeligem Heu oder Einstreu kommen Pilzsporen und große Mengen an Bakterien hinzu, die in der Lunge schwere Schäden und entzündliche Infektionen verursachen. Sind Pferde über einen längeren Zeitraum einer hohen Staub-, Pilz- und Bakterienbelastung ausgesetzt, entwickeln sie als Folge daraus oft Allergien, die wiederum in entzündlichem Geschehen enden können. Dies alles erzeugt ein entzündetes und durch langanhaltende Probleme irreparabel beschädigtes Lungengewebe, welches sehr anfällig ist. Dadurch kommt es zu spontanen, wiederkehrenden Problemen im Gasaustausch in der Lunge und damit zu Atemnot. Bereits kleine Stimuli können dafür sorgen, dass die Bronchien sich zusammenziehen, um sich gegen eine weitere Bedrohung zur Wehr zu setzen.

Behandlung Behandlung: RAO bei Pferden richtig behandeln

Leiden Pferde unter „RAO“, sind sie in der Regel dem Tierarzt schon länger bekannt. Trotzdem muss bei akutem Auftreten der Tierarzt hinzugezogen werden. Zunächst wird meist der Blutgaswert erhoben, um die Größenordnung des Sauerstoffmangels zu erkennen. Sicherheitshalber wird entweder ein Nasenabstrich gemacht oder eine Bronchoskopie, bei der eine Sekretprobe genommen wird. Das Sekret wird sicherheitshalber auf Keime untersucht, um auszuschließen, dass das Pferd an Druse, Herpes oder Influenza leidet. Vor der Therapie muss ermittelt werden, was die Hauptauslöser für den neuerlichen Schub sind. Vor der medikamentösen Behandlung erfolgt immer eine Haltungsverbesserung, falls dies noch nicht optimiert wurde. Idealerweise lebt das Pferd bereits in einer Offenhaltung und erhält bedampftes Heu aus einem professionellen Gerät. Danach behandelt der Tierarzt in der Regel mit einem Bronchienerweiterer und einem schleimlösenden Präparat, um den vorhandenen Schleim der Lunge etwas flüssiger oder gleitfähiger zu machen. Der Bronchienerweiterer hilft dem Pferd wieder Luft zu bekommen. Diese stehen auf der Dopingliste. Außerdem kann ein Pferd mit „RAO“ aus Tierschutzgründen nicht im Sport eingesetzt werden. In sehr schweren Fällen, vor allem wenn das Pferd keine oder nur kaum Luft kriegt, kommen Kortikosteroide (Cortison) zum Einsatz. Die Medikamente können oral gegeben werden. Einige kann man auch über den Inhalator geben. Besonders Kortikosteroide und Bronchienerweiterer werden oft direkt inhaliert. Das verschnellert auch die Verbesserung des allgemeinen Zustandes.

Prävention Prävention: Wie kann RAO bei Pferden vorgebeugt werden?

Die beste Prävention ist die Vermeidung von „RAO“ direkt in der Entstehung von Atemwegserkrankungen. Daher ist besonders bei Husten direkt Handlungsbedarf nötig, um es nicht so weit kommen zu lassen. Dazu gehört die sofortige Reduktion von Staubbelastung, Ammoniakdämpfen, Futtermilben, Bakterien und Schimmelpilzen, sobald das Pferd überhaupt beginnt zu husten. Neben der Haltungsverbesserung sollten Pferde mehrfach die Woche zum Laufen animiert werden und mindestens 30 Minuten am Stück traben. Ist das Pferd bereits an „RAO“ erkrankt, hilft nur noch die Minimierung der Risiken einen Schub auszulösen.

Fütterungsempfehlung RAO beim Pferd: Kann ich durch Futter unterstützen?

„RAO“ kann kaum mehr über die Ernährung verbessert oder unterstützt werden. Allerdings hilft es dem Pferd natürlich, wenn das allgemeine Wohlbefinden stets unterstützt wird. Vor dem Einsatz von Zusatzfuttermitteln muss jedoch abgeklärt sein, ob das Pferd unter einer Allergie gegen einen Inhaltsstoff leidet. Das trifft besonders auf den Bereich der Kräuter zu. Liegt keine Allergie vor, können Kräutertees und ätherische Öle zur Unterstützung der Atemwege eingesetzt werden. Sie dürfen jedoch niemals zur Inhalation verwendet werden. Bei „RAO“ sind Kräutersäfte zu bevorzugen, um die Lunge nicht durch den Dampf der Tees ungewollt zu reizen. In den Kräutersäften kann vor allem Spitzwegerich, Thymian, Eibischwurzel, Island Moos, Salbei und Kamille zum Einsatz kommen. Island Moos und Eibischwurzel könnte auch über die normale Ration gegeben werden. Darüber hinaus sollte das Pferd mit einem hochwertigen, vitaminisierten Mineralfutter unterstützt werden. Dies sollte ausreichend Vitamin C und Vitamin E enthalten. Dazu kann man für die Dauer des Hustens auch ein wenig Bierhefe oder einen Vitamin-B-Komplex anbieten sowie Hanföl. Dieses kann aufgrund seiner hohen Werte an Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren einen wertvollen Beitrag leisten.