Reiterausstattung

Sicherheitswesten - Alles über den richtigen Schutz im Reitsport

Veröffentlicht am 01.08.2023
Ob für das Springreiten, Vielseitigkeitsreiten oder die Arbeit mit jungen Pferden - Sicherheitswesten sind bei vielem Reitern fester Bestandteil im Equipment. So steht die Sicherheit des Reiters immer an erster Stelle. Welche verschiedenen Arten und Eigenschaften es bei Sicherheitswesten zu unterscheiden gibt, erfährst du in diesem Ratgeber.
Sicherheitsweste beim Reiten: Gut geschützt im Fall der Fälle

Diese Zahlen tun weh: Jährlich ereignen sich Versicherungsstatistiken zufolge 20.000 bis 35.000 Reitunfälle, einige Statistiken gehen sogar von bis zu 90.000 Reitunfällen pro Jahr aus. Sicher ist: Viele dieser Unfälle hätten vermieden werden können, sei es durch ein umsichtiges Verhalten im Sattel, eine fundierte Ausbildung von Pferd und Reiter oder durch das Tragen angemessener Schutzkleidung. Auch das sagen die Statistiken. Oft bringt das Weglassen eines Reithelmes den Kopf in Gefahr, daher wird im Pferdesport schon lange das Thema Helmpflicht diskutiert. Doch auch Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule sind nach Stürzen vom Pferd ebenfalls leider keine Seltenheit. Eine Sicherheitsweste beim Reiten kann dabei helfen, im Falle eines Falles Schlimmeres zu vermeiden und die Wirbelsäule zu schützen. Genau wie der Reithelm gehören Schutzwesten und Rückenprotektoren für viele sicherheitsbewusste Reiter daher zur Grundausstattung. Denn egal ob Anfänger oder Profi im Sattel: Zu brenzlige Situationen kommt es im Alltag mit dem Partner Pferd immer wieder. 

Beim Springen und in der Vielseitigkeit ist das Tragen einer Sicherheitsweste weit verbreitet, immerhin trifft hier hohes Tempo auf hohe Hindernisse. Aber auch im Gelände ist es sinnvoll, eine Schutzweste oder einen Rückenprotektor zu tragen. Hier ist das Risiko ebenso wie beim Spring- und Vielseitigkeitsreiten besonders groß, im Falle eines Sturzes auf einen harten Gegenstand wie eine Stange oder einen Stein zu fallen. Daher ist es wichtig, die Wirbelsäule richtig zu schützen. Doch auch Kinder und erwachsene Anfänger sind mit einem Rückenprotektor oder einer Schutzweste sicherer unterwegs. Und wenn Pferde im Winter knackig gestimmt sind, greifen viele Reiter ebenfalls auf eine Schutzweste zurück – sicher ist sicher, egal ob im Gelände oder bei der Dressur in der Halle. Wichtig ist jedoch immer, dass die Weste oder der Protektor die richtige Passform hat und weder Profi noch Reitanfänger in den natürlichen Bewegungen auf dem Pferd einschränkt. 

Doch wie unterscheiden sich Schutzwesten voneinander? Hat das Reiten mit einer Sicherheitsweste auch Nachteile? Auf was sollte man achten und wie ermittelt man die richtige Größe? Die wichtigsten Infos rund um die Sicherheit für den Reiterrücken finden sich in diesem Ratgeber.

Was genau ist eine Sicherheitsweste?

Die Westen zum Schutz des Reiters ähneln in ihrem Aufbau denen für Motorradfahrer. Schutzwesten für Reiter sind vorne und hinten mit Protektoren ausgestattet. Sie schützen so die empfindliche Wirbelsäule vor den Folgen eines Sturzes vom Pferd. Während Rückenprotektoren vor allem der Wirbelsäule Schutz geben sollen, sind mit der vorne und hinten gepolsterten Sicherheitsreitweste auch der Brustkorb und die Rippen geschützt. Auf dem Markt gibt es unterschiedliche Modelle für Damen, Herren und Kinder, die sich heutzutage meist durch einen hohen Tragekomfort, wasserabweisendes und atmungsaktives Material und exzellente Sicherheitsstandards auszeichnen.

Sicherheitswesten beim Reiten: Welche Schutzklassen gibt es?

Sobald es um die Sicherheit geht, muss Bekleidung für Reiter strenge Normen erfüllen. Im Falle der Schutzwesten ist das die Norm „EN 13158“, welche einerseits die Dicke des Materials vorgibt, aber auch den Umfang des Schutzes von Brust und Rücken. Sicherheitswesten werden in unterschiedliche Schutzklassen eingeteilt. Diese Level geben Aufschluss darüber, wie hoch der Schutz durch die Weste im Falle eines Sturzes ist. 


  • Schutzklasse BETA 2000/2009 Level 1:
    Diese Reitweste bietet nur einen Mindestschutz. Sie ist besonders leicht und dünn und wird daher hauptsächlich von Jockeys getragen, da das Gewicht im Sattel hier eine große Rolle spielt. Jenseits der Rennbahn kommen Schutzwesten mit dem Level 1 in der Regel kaum zum Einsatz und werden Mindestanforderungen in Sachen Sicherheit nicht gerecht. 
  • Schutzklasse BETA 2000/2009 Level 2:
    Level 2 bedeutet mittlerer Schutz. Die Protektoren in der Weste sind wesentlich dicker, als die der Kategorie 1. Einige Rückenprotektoren werden dem Level 2 zugeordnet, da sie im Gegensatz zur Sicherheitsweste keinen Rundumschutz bieten. Jenseits der Rennbahn sind Sicherheitswesten mit Level 2 der Mindestschutz, sicherer ist: 
  • Schutzklasse BETA 2000/2009 Level 3:
    Nicht nur Kinder oder Reiter in der Vielseitigkeit gehen mit Sicherheitsreitwesten dieser Schutzklasse auf Nummer sicher. Level 3 Reitwesten bieten den größtmöglichen Schutz und gehören mit ihrem hohen Sicherheitsstandard zu den meistverkauften Sicherheitswesten in Deutschland.

Sicherheitsweste & Rückenprotektor – Worin liegen die Unterschiede?

Das leisten Panel-Sicherheitsweste und klassische Schutzweste

Nicht nur in Bezug auf die Schutzklassen unterscheiden sich Sicherheitswesten voneinander. Hochpreisige Airbag-Westen füllen sich bei einem Sturz vom Pferd mit Luft und schützen auch den Nacken des Reiters. Die klassische Sicherheitsweste ist günstiger als die Airbag-Weste und daher beliebt bei Damen, Herren und auch für Kinder in allen Disziplinen. Sie schützt mit Protektoren Wirbelsäule und Rippen, ist aber weniger flexibel als die ebenfalls beliebte Panel-Reitweste. Die Panel-Sicherheitsweste ist mit einem Waben-Protektor-System ausgestattet. Dadurch, dass es sich hierbei um mehrere kleine Protektoren (und nicht um wenige große wie bei der klassischen Schutzweste) handelt, gibt die Panel-Schutzweste mehr Flexibilität, passt sich unterschiedlichen Körperformen an und gewährleistet eine gute Luftzirkulation.

Wie gut schützt der Rückenprotektor?

Der Vorteil beim Rückenprotektor ist sein Tragekomfort: Er ist leichter als die klassische Sicherheitsreitweste oder die Panel-Weste und bietet daher maximale Bewegungsfreiheit. Sein Nachteil: Brustkorb und Rippen sind mit dem Rückprotektor weniger geschützt, der Rückenprotektor soll überwiegend der empfindlichen Wirbelsäule Schutz bieten. Dennoch wird der Rückenprotektor beim Reiten sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, hauptsächlich im Freizeitbereich, eingesetzt. Insbesondere, wenn schon ein Schaden der Wirbelsäule vorliegt oder sich der Reiter durch das Tragen einer klassischen Sicherheitsweste auf dem Pferd zu sehr eingeschränkt fühlt, fällt oft die Entscheidung für einen Rückenprotektor. Wer in der Vielseitigkeit oder im Springen unterwegs ist, sollte jedoch auf eine Schutzweste zurückgreifen, da diese im Falle eines Falles größere Sicherheit bietet. Rückenprotektoren entsprechen meist dem Level 2, während Sicherheitswesten durch ihren Rundum-Schutz meist mit Level 3 ausgezeichnet werden.

Die passende Reitweste: Wie finde ich die richtige Größe?

Sind die Vorteile und die Nachteile der einzelnen Modelle abgewogen, heißt es nun, die richtige Größe der Schutzweste zum Reiten zu finden. Die ist wichtig, denn eine unpassende Sicherheitsweste stört die Bewegungsfreiheit beim Reiten und schützt weniger gut als ein passendes Modell. Daher empfiehlt es sich, die Maße für die richtige Schutzweste genau zu ermitteln. Zwar lässt sich die Reitweste mit verstellbaren Klettverschlüssen nach dem Kauf auch noch mal feinjustieren, die Maße sollten jedoch stimmen, damit sie beim Reiten wirklich sitzt. Eine Sicherheitsweste soll zwar eng anliegen, darf aber nicht quetschen oder drücken. Richtiges Messen vor dem Kauf ist also eine gute Idee, um Enttäuschungen im Nachhinein zu vermeiden. Mit einem Maßband sollte dabei der Brustumfang, die Schulterlänge und der Taillenumfang ermittelt werden. Im Anschluss kann ein Blick auf die Größentabelle der Hersteller Aufschluss über die passende Größe der Sicherheitsweste geben. Dabei unterscheiden sich die Größenangaben der einzelnen Hersteller etwas voneinander. Eine umfassende Hilfe zur Ermittlung der richtigen Größe für Bekleidung im Reitsport und Zubehör wie Sicherheitswesten bietet auch der Größenratgeber von Equiva. Hier lässt sich ganz einfach das richtige Maß für die richtige Schutzweste für Damen, Herren oder Kinder herausfinden.

Kleine Reiter, großer Schutz: Reitweste für Kinder

Das Risikobewusstsein im Sattel hält sich bei ihnen oft noch in Grenzen. Kinder sind beim Reiten zuweilen übermütig unterwegs und können ihre reiterlichen Fähigkeiten zu Beginn noch schlecht einschätzen. Um Eltern die Sorge zu nehmen und die jungen Reiter besser zu schützen, ist nicht nur das Tragen einer passenden Reitkappe anzuraten. Auch das Reiten mit einer Sicherheitsweste ist gerade für Kinder, sowohl in der Dressur als auch im Gelände, empfehlenswert. Die meisten Sicherheitswesten und Rückenprotektoren gewährleisten trotz Polster einen hohen Tragekomfort und schützen praktischerweise im Winter auch vor Kälte. Auch bei Sicherheitswesten für Kinder gilt: Die beste ist die, die passt und den aktuellen Normen im Puncto Sicherheit entspricht. Da Schutzwesten für Kinder sehr gefragt sind, bieten viele Hersteller Westen in kleinen Größen für den Nachwuchs im Sattel an.