Training & Turnier

Die Ausbildungsskala des Pferdes

Veröffentlicht am 22.09.2016

Die systematische Grundausbildung für jedes Reitpferd

Die Ausbildungsskala des Pferdes legt den Grundstein für jedes gut zu reitende Pferd. Dabei ist die Ausbildung des Pferdes nach den Kriterien der Ausbildungsskala nicht nur für Dressurpferde unbedingt erforderlich, sondern auch für Spring- und Vielseitigkeitspferde extrem wichtig, damit sie die Hilfen des Reiters durchlässig annehmen. Das Ziel der Ausbildung ist die volle Entfaltung der natürlichen Möglichkeiten des Pferdes, so dass es gehorsam, angenehm und durchlässig zu reiten ist. Im Folgenden werden wir euch die Ausbildungsskala und ihre Phasen und Elemente genauer erklären.

Takt: Das räumliche und zeitliche Gleichmaß in allen drei Grundgangarten, das in allen Tempi, also Arbeitstempo, Verstärkung und Versammlung, erhalten bleiben muss.

Um den Takt eines Pferdes zu erreichen oder zu festigen, sollte man das Grundtempo des Pferdes einhalten, dabei gleichmäßig Treiben, Zügelhilfen gefühlvoll und weich geben, geschmeidig in die Bewegung des Pferdes eingehen und eine korrekte Anlehnung halten.

Losgelassenheit: Die Voraussetzung für die weitere Ausbildung.

Takt und Losgelassenheit bedingen sich gegenseitig, denn die taktmäßigen Bewegungen sind nur über einen schwingenden Rücken und über zwanglos an- und abspannende Muskeln korrekt. Die äußere und innere Losgelassenheit führt dazu, dass unruhige Pferde entspannter werden und triebige Pferde sich fleißiger bewegen. Die Losgelassenheit ist außerdem das Aufwärmen der Muskeln, Sehnen und Bänder und verbessert die Rückentätigkeit des Pferdes. Die draus folgende Aktivierung des Durchschwingens des Rückens und Herantretens der Hinterhand ist die Voraussetzung für die Ausbildungspunkte Anlehnung, Schwung und Versammlung. Lösende Lektionen sind unter anderem Mittelschritt am langen Zügel, Trabarbeit auf großen gebogenen Linien im Leichttrab, Galopparbeit auf großen gebogenen Linien, Handwechsel, Übergänge, Tempi Unterschiede.

Anlehnung: Die Folge der Losgelassenheit.

Die Anlehnung ist die stetige, weich federnde Verbindung von Reiterhand und Pferdemaul und besteht wenn das Pferd losgelassen ist und somit die Anlehnung an das Gebiss sucht und an die Hand des Reiters herantritt. Sie gibt dem Pferd die Sicherheit das natürliche Gleichgewicht unter dem Sattel zu finden und sich taktsicher ausbalancieren zu können. Um die Anlehnung zu erreichen, muss das Pferd freiwillig durch treibende Hilfen des Reiters an die Reiterhand herantreten, dies darf niemals nur durch Zügelhilfen erzwungen werde.

Schwung: Die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand des Pferdes über den schwingenden Rücken auf die Vorwärtsbewegung.

Der Schwung ist das Ergebnis der reiterlichen Ausbildung des Pferdes. Der Schwung entsteht aus der Nutzung des natürlichen Ganges des Pferdes, dem Losgelassenheit, Schub und Durchlässigkeit hinzugegeben wird. Takt, Losgelassenheit und Anlehnung sind die Voraussetzung für die Entwicklung des Schwungs. Ein schwungvoll laufendes Pferd verfügt über mehr Aktion der Vorderbeine, eine ausgeprägte Schwebephase, mehr Raumgriff in der Trabverstärkung sowie mehr Bodengewinn in der Galoppverstärkung. Dies erreicht der Reiter durch vermehrtes Treiben, Übergänge und Tempi Unterschiede und eine elastische Reiterhand.

Geraderichten: Die Hinterhand und Vorhand eines geradegerichteten Pferdes sind aufeinander eingespurt.

Das Pferd geht hufschlagedeckend, ist also den geraden und gebogenen Hufschlaglinien mit seiner Längsachse angepasst. Das Geraderichten optimiert die Schubkraft, verbessert die Durchlässigkeit und dient zu Vorbereitung der Versammlung. Die Schubkraft bei einem geradegerichteten Pferd wirkt voll in Richtung unter den Schwerpunkt des Pferdes. Um das Pferd geradezurichten helfen unter anderem das Reiten großer gebogener Linien, Handwechsel, Übergänge, Schlangenlinien und Schenkelweichen und das richtige Einsätzen diagonaler Hilfen.

Versammlung: Entwicklung der Tragkraft.

Die Hinterhand wird mehr gebeugt und der Schwerpunkt verlagert sich weiter nach hinten. Schwung und Geraderichten sind die Voraussetzung für die Versammlung. Die Schubkraft wird nicht herausgelassen, wie beim Zulegen, sondern mit Zügelhilfen abgefangen und über den Rücken in die Hinterhand gegeben, die dadurch mehr Last aufnimmt. Dadurch entsteht eine Reinheit der Gänge in allen Tempi, vermehrtes Hankenbeugen, das Pferd läuft „bergauf“ und die Schritte, Tritte und Sprünge werden kürzer und erhabener bzw. kadenzierter. Die Versammlung kann unter anderem durch Tempounterschiede, ganze Paraden im Trab, Rückwärtsrichten, Antraben vom Fleck, Schritt-Galopp-Übergänge und Volten erreicht werden.

Durchlässigkeit: Das Ziel der gesamten Ausbildung.

Ein durchlässiges Pferd nimmt alle Hilfen des Reiters zwanglos und gehorsam an und reagiert ohne zu zögern. Die Zügelhilfen werden vom Maul über Genick, Hals und über den schwingenden Rücken ohne Blockaden bis in die Hinterhand weitergegeben. Die höchste Stufe der Durchlässigkeit ist erreicht, wenn sich das Pferd jederzeit versammeln lässt. Wie ihr seht, ist die Ausbildungsskala grundlegend für die Ausbildung von Pferden und auch sehr informativ für jeden Reiter, da man mit einem bestimmten Hintergrundwissen auch einfach bewusster reitet. Habt ihr noch Anregungen oder Fragen? Dann ab in die Kommentare! Wer sich noch mehr informieren will kann sich auch die Videos zur Ausbildungsskala nochmal anschauen.