Pferdefütterung

Kräutersäfte - Wissenswertes rund um die Saftbar fürs Pferd

Veröffentlicht am 31.07.2023
Kräutersäfte für Pferde bieten eine natürliche Ergänzung zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden. Reich an essentiellen Nährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen können sie das Immunsystem stärken, die Verdauung unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden fördern.
Kräutersäfte für Pferde – Kleine Helfer, große Wirkung

„Gegen alles ist ein Kraut gewachsen“ besagt eine alte Weisheit. Und während sich der Mensch schon seit Jahrtausenden heilender Kräuter bedient, haben sie mittlerweile auch in der Pferdefütterung einen guten Ruf. Tee, Kräutermischungen und Kräutersäfte sollen mit ihrer heilenden Wirkung dazu beitragen, die Gesundheit des Pferdes zu unterstützen. Nerven, Atemwege, Immunsystem, Gelenke, Herz, Nieren und der Stoffwechsel von Pferden sind immerhin sensible Systeme, deren Schutz und Gesunderhaltung Pferdehaltern am Herzen liegt. 

Nun könnte man annehmen, dass sich das Pferd als Pflanzenfresser selbst mit natürlichen und wichtigen Kräutern versorgt. Leider ist das nur bedingt der Fall. Denn auf den Wiesen und Weiden auf denen das moderne Pferd von heute meist unterwegs ist, sind die kleinen Helfer ausgesprochen dünn gesät: Das aufgebrachte Saatgut besteht meist aus Hochleistungsgräsern, welche vor allem für die Rinderzucht geeignet sind. Eine Vielfalt an Kräutern, die für Pferde geeignet sind, sucht man hier vergeblich. Ähnlich sieht es beim Heu aus. Um Pferde dennoch in den Genuss von unterstützenden Kräutern kommen zu lassen, bieten sich unter anderem Kräutersäfte an. Diese kann man selber machen oder fertige Mischungen kaufen. Welche Kräutersäfte es gibt, welchen Pflanzen welche Wirkung nachgesagt wird und welche Vorteile Kräutersäfte für das Pferd bieten, beantwortet dieser Ratgeber.

Die Kräuterwiese in der Flasche – Was steckt in Kräutersäften für Pferde?

Um die normale Funktion von Stoffwechsel, Immunsystem, Magen, Herz, Nieren und Gelenken zu unterstützen, können Kräutersäfte für Pferde eine wertvolle Ergänzung der Futterration darstellen. Auch bei Atemwegsproblemen raten einige Tierärzte ergänzend zu einer Therapie zur Gabe von Kräutersäften bei Pferden. Während die heilsame Wirkung von Heilpflanzen bei Menschen schon hinlänglich erforscht ist, steckt die Forschung dazu in Bezug aufs Pferd noch in den Kinderschuhen. Doch erste Ergebnisse sind äußerst vielversprechend. So sagt man u.a. folgenden Kräutern diese Eigenschaften nach: 

  • • Hagebutte: Entzündungshemmend, stärkt das Immunsystem
  • • Kamille: Beruhigend, entzündungshemmend, krampflösend
  • • Hopfen: Beruhigend, antioxidativ
  • • Süßholz: hustenreizlindernd, entzündungshemmend, sekretlösend
  • • Mönchspfeffer: reguliert den Hormonhaushalt
  • • Mariendistel: fördert die natürliche Funktion des Herzens
Welche Kräutersäfte gibt es?

Nervensaft, Gelenksaft, Darmvitalsaft – ein breites Angebot an pflanzlichen Säften fürs Pferd auf dem Markt soll Pferde zu Zeiten besonderer Herausforderungen unterstützen und die natürlichen Funktionen des Körpers erhalten. Als Ergänzungsfuttermittel werden sie meist im Rahmen einer drei oder sechswöchigen Kur eingesetzt. Einige von ihnen eignen sich auch zur dauerhaften Gabe. Die Säfte sind vollgepackt mit Kräutern mit unterschiedlicher Wirkung: Während einige der enthaltenen Pflanzen die Atemwege unterstützen sollen, kommen andere bei Problemen mit der Verdauung oder den Gelenken zum Einsatz. Auch ein dünnes Nervenkostüm soll von Kräutersäften profitieren können.Wie bei allen Ergänzungsfuttermitteln sollte auch die Gabe von Saft immer mit dem Tierarzt abgesprochen werden. Gibt dieser grünes Licht für eine Kur mit den grünen Alleskönnern, steht der Fütterung mit Kräutersaft nichts mehr im Wege. Doch in welchen Bereichen empfiehlt sich welches Kraut?

Kräutersaft für Magen & Darm

Die Verdauung des Pferdes ist ein hochkomplexes System. Allein der Darm des Pferdes ist ein Wunderwerk: Mit 25 bis 39 Metern Länge nimmt er nicht nur jede Menge Raum in Anspruch, seine normale Funktion gewährleistet auch, dass die Reise des Futters durch das Pferd einwandfrei funktioniert – wenn der Darm oder der Magen nicht einwandfrei arbeitet oder gestört wird, kann das beim Pferd Probleme mit der Verdauung verursachen. Kotwasser, Kolik oder Durchfall sind nur einige der Anzeichen, dass im Verdauungssystem des Pferdes etwas aus der Balance geraten ist. Ausgewogene Fütterung in kleinen Mengen über den Tag verteilt, bedarfsgerechte Heumengen und ein gutes Weidemanagement kann die Magen- und Darmgesundheit unterstützen. 

Lange Fresspausen, schimmeliges Futter oder zu große Mengen Kraftfutters in einem Schwung, stellen Magen und Darm des Pferdes hingegen vor große Herausforderungen. Daher sollten Pferdehalter darauf achten, dass das Verdauungssystem des Pferdes nicht unnötig belastet wird. Und können auf Kräutermischungen in Form von Saft zurückgreifen, um die natürliche Darmfunktion zu unterstützen oder die Verdauung zu fördern.

Nervensaft – Kleine Helfer 

Für das Fluchttier Pferd ist die Welt voller Gefahren. Wenngleich einige Tiere die Herausforderungen des Alltags mit großer Gelassenheit meistern, reagieren andere mit Angst und Stress auf Neues und Unbekanntes. Situationen wie ein Umzug, neue Boxennachbarn, Veränderungen in der Herde, Knallerei zu Silvester, Boxenruhe, Turniere oder Tierarztbesuche können das Nervensystem des Pferdes in Alarmbereitschaft versetzen. Auch hier ist das ein oder andere Kraut gewachsen, welches dazu beitragen soll, das Pferd zu beruhigen. Bekannt für ihre unterstützende Wirkung in Bezug auf die Nerven sind beispielsweise Hopfen und Baldrian. Der Hersteller Ewalia setzt außerdem Melisse in seinem Nervensaft ein, welche die beruhigende Wirkung des Safts fördern soll. Freshfields baut bei seinem Nervenstärkesaft darüber hinaus auf die Wirkung von Lavendel, Passionsblume, Orangenblüte und Honigkraut. Wer pflanzliche Unterstützung zur Beruhigung einsetzt, sollte allerdings beachten, eine Karenzzeit von mindestens zwei Tagen vor dem Turnierstart einzulegen. Hopfen aber auch Ingwer (Karenzzeit hier etwa sieben Tage!), Süßholz, Thymian, Teufelskralle, Eukalyptus oder Spitzwegerich gelten als dopingrelevant und sollten daher um Wettbewerbstermine nicht als Ergänzungsfuttermittel eingesetzt werden. Der Nervensaft II von Ewalia wurde extra für solche Fälle entwickelt: Er ist frei von Substanzen, welche auf der Dopingliste auftauchen und soll insbesondere Pferde unterstützen, die auf Turnierstress „genervt“ reagieren.

Kräuterkraft für Leber, Nieren & Stoffwechsel

Stoffwechselprobleme sind bei Pferden weit verbreitet. Sie zeigen sich unter anderem in Müdigkeit, stumpfem Fell und Unlust und können in schweren Fällen zu Krankheiten wie Störungen der Leber, zu Hufrehe oder Cushing führen. Hersteller von Kräutersaft, wie beispielsweise Ewalia oder Equi Power, setzen daher auf Kräuter, welche die körpereigenen Stoffwechselvorgänge unterstützen sollen. Kräutersäfte für den Stoffwechsel enthalten häufig Extrakte aus Mariendistel, Brennnessel, Mönchspfeffer, Löwenzahn oder Weißdorn und sollen Leber und Niere mit ihrer Wirkung fördern und ausgleichend aufs Hormonsystem wirken. Bei Mauke, Pilzbefall, im Fellwechsel oder bei Sommerekzem sollen Säfte mit diesen Bestandteilen die Entgiftung und die Reinigung von Nieren und Leber unterstützen.

Grüne Helfer für Herz & Kreislauf

Das Herz ist der „Motor“ des Pferdes, welcher das ganze System am Laufen hält. Kräutersäfte für das Herz sollen das Kreislaufsystem des Pferdes unterstützen, wenn dieses vor besonderen Herausforderungen steht. Das können beispielsweise Wetterumschwünge, Hitzewellen oder große Anstrengungen sein. Als Unterstützung der natürlichen Funktion von Herz und Kreislauf kommen dann unter anderem Weißdorn, Schafgarbe oder Johanniskraut zum Einsatz. Sie können über mehrere Wochen, auch vorbeugend, gefüttert werden. Besonders Weißdorn gilt dabei als guter Tipp für ein kräftiges Herz und wird beim Menschen schon lange eingesetzt, zum Beispiel bei Herzschwäche. Er erweitert die Herzkranzgefäße und sorgt dafür, dass der Herzmuskel besser mit Sauerstoff versorgt werden kann. Wenn das Herz der „Motor“ ist, ist Sauerstoff sein „Benzin“ – also essentiell wichtig, damit es beim Pferd rund läuft.

Kräutersäfte zur Stärkung für das Immunsystem

Das Immunsystem schützt den Körper des Pferdes vor Angreifern. Ist das Immunsystem geschwächt, öffnet dies Krankheitserregern Tür und Tor. Deswegen ist es wichtig, das Immunsystem des Pferdes zu stärken. Eine artgerechte Haltung mit viel frischer Luft, Bewegung und Sozialkontakten, wenig Stress und bedarfsgerechte Fütterung, ergänzt durch hochwertige Vitamine und Mineralien, stärken das Immunsystem beim Pferd. Auch einigen Kräutern wird eine natürliche Unterstützung des Immunsystems nachgesagt. Während Ewalia bei seinem Immunvitalsaft beispielsweise auf die Kraft aus Hagebutte, Echinacea, Süßholz, Fenchel, Enzian, Brennnessel, Melisse und Weißdorn setzt, besteht der Immunkrafttrank von Freshfields aus Sonnenhut, Hagebutte, Hibiskus, Blütenpollen, Kamille, Rote Beete, Ginseng und Honigkraut, welche das allgemeine Wohlbefinden des Pferdes fördern sollen.

Pflanzliche Unterstützung der Atemwege

In der Behandlung von Atemwegsproblemen bei Menschen sind pflanzliche Helferlein eine bekannte und bewährte Tradition. Spitzwegerich, Thymian, Süßholz, Eibischwurzel oder Isländisch Moos gehören hier zu den Klassikern, welche die Natur im Falle von Problemen der Atemwege bereit hält. Neben infektionsbedingten Atemwegsproblemen, die sich beispielsweise in Husten oder Kurzatmigkeit zeigen, führt beim Pferd auch die Belastung mit Staub oder Pilzsporen in Heu und Stroh zu Atemwegsstörungen. In solchen Fällen sollte die Heu- und Strohqualität geprüft und die Futtermittel bei Mängeln unbedingt ausgetauscht werden. Darüber hinaus kann die Wässerung von Heu oder das Füttern von Silage angezeigt sein, sollte das Pferd mit Husten oder anderen Reaktionen von Lunge und Bronchien sensibel auf Einflüsse durch die Fütterung reagieren. Ergänzend können Kräutersäfte gereicht werden, die durch ihre Zusammensetzung die Atemwege in ihrer natürlichen Funktionsweise unterstützen können.

Unterstützung für Gelenke & Bewegung

Sehnen- und Gelenksprobleme wie Arthritis, Arthrose, Spat oder angelaufene Beine schränken die Bewegung des Pferdes ein und bedürfen einer durch den Tierarzt begleiteten Therapie. Ergänzend können hier Kräutersäfte zur Anwendung kommen, welche den empfindlichen Bewegungsapparat des Pferdes in seiner natürlichen Funktion unterstützen sollen. Während Teufelskralle, zum Beispiel beim Teufelskrallensaft von Freshfields, den Gelenkstoffwechsel fördern soll, setzt Ewalia bei seinem Bewegungssaft auf die breitgefächerte Wirkung von Kräutern wie Weidenrinde, Rosmarin oder Hohlzahnkraut. Die Säfte können als Kur gegeben und sind, in Absprache mit dem Tierarzt, auch für die Dauergabe geeignet.

Welche weiteren Kräutersäfte für Pferde gibt es?

Neben den Klassikern, zum Beispiel für Gelenke, Nerven oder Atemwege, werden auch Säfte für „Spezialfälle“ angeboten. Einige von ihnen sollen vorbeugend, zum Beispiel bei der Vermeidung von Parasitenbefall helfen, andere werden therapiebegleitend bei gesundheitlichen Problemen, zum Beispiel bei Cushing, Borreliose oder Headshaking, eingesetzt. Auch ältere Pferde können von Kräutersäften profitieren, die in ihrer Zusammensetzung speziell an die Bedürfnisse von Pferdesenioren angepasst sind.

Wie sollte Kräutersaft für Pferde dosiert werden?

Kräutersäfte aus der Flasche sind äußerst ergiebig. Sie enthalten, durch die hochkonzentrierte Form der Mischung, jede Menge Kräuterkraft in wenigen Litern Flüssigkeit. Der Kräutersaft wird dabei unter das Futter gemischt. Im Akutfall empfiehlt sich eine Saft-Kur über mehrere Wochen, einige Präparate sind auch zur dauerhaften Gabe geeignet. Über die Dosierung und Dauer der Anwendung gibt die Anleitung des jeweiligen Herstellers Aufschluss.

Kann ich Kräutersäfte fürs Pferd selber machen?

Wer Kräutersaft für Pferde selber machen möchte, sollte auf Zuckerzusatz verzichten. Allerdings ist die Herstellung äußerst mühsam – um aus Kräutern Saft in dem Umfang zu gewinnen, welcher für Pferde nötig ist, um eine Wirkung zu erhalten, braucht es sehr große Mengen frischer Pflanzen. Hier wäre die Herstellung von Tee ergiebiger. Ob für Tee oder Saft: Wer auf eigene Faust in die Natur zieht, um heilende Kräuter fürs Pferd zu sammeln, sollte sich allerdings wirklich gut auskennen. Bei Verwechslung ist Gefahr im Verzug, denn viele Pflanzen sind giftig für die Vierbeiner und können für erhebliche Probleme sorgen oder im schlimmsten Fall zum Tode führen. Außerdem sollte beim Selbermachen gewährleistet sein, dass die Pflanzen frei von Pestiziden sind, da auch diese schädlich fürs Pferd sein können. 

Für alle, denen das Kräutersammeln zu mühsam oder zu risikoreich ist, sind Kräutersäfte eine gute Alternative. Sie enthalten in der Regel Kräuter in hochkonzentrierter Dosis, sind äußerst ergiebig, lassen sich einfach verabreichen und leicht dosieren.

Und sie enthalten clevere Kräuter, die das Pferd darin unterstützen können, sich weiterhin rundum wohlzufühlen.